18 Autor*innen, hunderte von Stunden, über 40 Seiten und echt coole Ideen: Das ist das Mitwirkungskonzept „Bonn for Future – Wir fürs Klima“. Denn Bonn soll bis 2035 klimaneutral werden. Dafür brauchen wir Alle. Nun liegt das Konzept auf dem Tisch. Und wir hoffen, dass die Stadt es fördert.
„Bonn for Future – Wir fürs Klima“: Dieses Konzept ist unser Geschenk an diese Stadt und an uns selbst. Unser Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft in Bonn. Wenn es gefördert wird, dann können wir einen der größten Mitwirkungsprozesse von Bonn starten. Für eine der größten Herausforderungen, vor denen wir stehen. Dieses Konzept gäbe es nicht ohne die vielen Menschen, die in den letzten Wochen daran mitgearbeitet haben. Ehrenamtlich, engagiert und hoch motiviert. Ihnen gilt unser großer Dank.
Wie alles begann
„Bonn for Future – Wir fürs Klima“ gäbe es aber auch nicht ohne Fridays for Future. Am 20. August 2018 ging Greta Thunberg zum ersten Mal in den „Skolstrejk för klimatet“. Seitdem haben sich weltweit Schüler*innen und Studierende als Fridays4Future organisiert und den Protest auf die Straße gebracht. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute ein viel größeres Bewusstsein und mehr Handlungsbereitschaft für die Herausforderungen der Klimakrise erleben als noch vor zwei Jahren. Ohne sie gäbe es den Beschluss des Bonner Stadtrats zur Klimaneutralität bis 2035 nicht. Auch dafür sind wir dankbar. Dieser Beschluss braucht nun eine wirkungsvolle Beteiligung und Mitwirkung aller gesellschaftlichen Akteur*innen. Das war der Ausgangspunkt, um unser Konzept “Bonn4Future – Wir fürs Klima” zu entwickeln.
Klimaneutral bis 2035 – das könnte klappen
Wir haben uns gefragt: Wie können wir es schaffen, dass Bonn tatsächlich bis zum Jahr 2035 klimaneutral wird? Was muss passieren, damit dieses Ziel Realität wird? So ein Prozess braucht vor allem eine gute Zusammenarbeit. Die entsteht aber nicht von allein. Man kann sie aber fördern und ermöglichen. Das ist unser Spezialgebiet.
Bonn im Wandel e.V. ist die Transition Town Initiative von Bonn. Transition steht für Wandel hin zu einer nachhaltigen, fairen und lebenswerten Stadt. In den vergangenen acht Jahren konnten wir einige Modellprojekte der Nachhaltigkeit ins Leben rufen. Kleine und große. Zum Beispiel die Solidarische Landwirtschaft, die über 200 Haushalte mit regionalem Gemüse versorgt, das Lastenrad-Projekt „Bolle Bonn“ und viele bunte Blühstreifen im Rahmen von „Bonn blüht und summt“. Aber es entstand noch viel mehr: Gute Kooperationen, auch mit der Stadt, zum Beispiel im Klimaschutzbeirat. Ein lebendiges Netzwerk von aktiven Menschen und Initiativen, Wissen und Erfahrungen über Veränderungsprozesse sowie eine Idee, was hier in Bonn funktionieren kann und was nicht.
Mit diesen Erfahrungen haben wir in den vergangenen Monaten das Mitwirkungskonzept „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ erarbeitet. Wir haben mit (Klima-)Initiativen gesprochen. Mit Partnern in anderen Städten, mit Politik und Verwaltung. An dem Antrag haben Expert*innen für Bürgerbeteiligung, Prozessgestaltung und Kommunikation mitgearbeitet.
Der Motor: Die Projektzentrale
Ein kontinuierlich arbeitendes Team soll der Motor des Prozesses sein. Dieses Team organisiert die operative Arbeit, ist im Austausch mit allen Akteuren, baut das Netzwerk aus, organisiert Großveranstaltungen und andere Aktionsformate und sorgt für eine gute Kommunikation über den Prozess. So erfahren viele Menschen, wie Bonn klimaneutral werden kann und welche Möglichkeiten es gibt, aktiv zu werden. Es sorgt auch dafür, dass ganz unterschiedliche Akteursgruppen in den Prozess einbezogen werden. Dazu gehören Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur genauso wie die organisierte Zivilgesellschaft.
Veranstaltungsformate für gemeinsame Lösungen
In regelmäßigen Abständen sollen große Klimaforen stattfinden, an denen Akteur*innen aus wichtigen Bereichen der Stadtgesellschaft und 100 zufällig ausgewählte Bürger*innen und teilnehmen. Hier wird auf stadtweiter Ebene darüber diskutiert, was wir gemeinsam tun können. Es wird betrachtet, was schon erreicht wurde oder was nicht gut lief. Die Ergebnisse werden in die Politik getragen und öffentlichkeitswirksam kommuniziert.
Auf Bürgeraktionstagen können sich interessierte Bürger*innen austauschen und gemeinsam planen. Welche guten Beispiele, Ansätze und Ideen gibt es schon? Wie können sie vervielfältigt und auf andere Bereiche übertragen werden? Welche Unterstützung braucht es dafür? Wie erreichen wir Menschen, die noch nicht interessiert sind?
Kommunikation auf Augenhöhe
Unser Ziel ist nicht ganz klein: Alle Bonner*innen sollen erfahren, dass die Stadt bis 2035 klimaneutral werden möchte. Und alle sollen unterstützt und ermutigt werden, selber zu diesem Veränderungsprozess beizutragen.
Das braucht es ein gutes Kommunikationsnetzwerk. Und es braucht gute und zielgruppengerechte Kommunikation. D.h. wir müssen die Bedürfnisse der Menschen hören und die können ganz unterschiedlich sein.
Auf einer Nachhaltigkeits-Plattform werden Informationen zu guten Beispielen, Terminen und Initiativen gebündelt. Initiativen werden unterstützt, die Plattform bestmöglich für ihre Arbeit zu nutzen. Jede*r ist eingeladen, Inhalte beizutragen. So wird sichtbar, was in Bonn passiert. Das fördert den Austausch und auch die Sichtbarkeit von den vielen Aktivitäten, die es schon gibt.
Gemeinsam ins Handeln kommen
Dies sind die Bausteine, die uns ermöglichen sollen, ins Handeln zu kommen. Denn Bonn4Future – Wir fürs Klima“ hat nicht den Anspruch, die Stadt im Alleingang klimaneutral zu machen. Es schafft den Rahmen für Kooperation, die notwendig ist, damit wir unsere Stadt in die richtige Richtung verändern können.
Mitwirkung vor Ort – Aufbau eines lernenden Netzwerks
Zum Anschluss an die zweijährige Startphase planen wir, Projekte in Stadtteilen zu organisieren. Die Erfahrungen aus den ersten Pilot-Stadtteilen können dann auf weitere Stadtteile übertragen werden. So entsteht ein lernendes Netzwerk aus vielen vor Ort engagierten Menschen und Initiativen, die sich gegenseitig unterstützen und Erfahrungen austauschen.
…und was passiert als nächstes?
Im Februar 2020 wurde unsere erste Prozessskizze als Bürgerantrag vom Ausschuss für Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und Lokale Agenda (ABBLA) mit großer Mehrheit beschlossen. Wir wurden beauftragt, gemeinsam mit der Verwaltung Umsetzungskonzept und Kostenplan zu erarbeiten. Jetzt ist das Konzept fertig. Der Beirat und der Ausschuss für Bürgerbeteiligung haben es schon unterstützt. Im September wird der Rat darüber entscheiden. Wenn alle klappt, dann können wir Ende des Jahres starten. Der Prozess ist vorerst auf zwei Jahre angelegt.
“Das Jahr 2020 wird uns nicht nur als Jahr der Corona-Krise in Erinnerung bleiben. Wir werden uns vielleicht auch daran erinneren, dass es das Jahr der Klimakrise war” (Prof. Dr. Niko Froitzheim, Universität Bonn, im April 2020).
Vielleicht erinnern wir uns aber auch an das Jahr 2020, weil es der Beginn eines spannenden Veränderungsprozesses war, bei dem wir gemeinsam begonnen haben, die Klimakrise in Bonn zu bewältigen.
Text: Andi Rüther, Mitinitiator von Bonn4Future-Wir fürs Klima und verantwortlich für Digitales bei Bonn im Wandel e.V.
Redaktion und Grafik: Dr. Gesa Maschkowski, Mitinitiatorin und -gründerin von Bonn im Wandel e.V.
Weitere Infos
- Fragen und Antworten zum „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ Prozess: https://www.bonn4future.de/de/fragen-und-antworten
- “Bonn for Future – Wir fürs Klima” Konzept zum Mitwirkungsprozess: https://www.bonn.sitzung-online.de/vo020?VOLFDNR=6519
- Aktuelle Infos über den Prozess findet ihr auch in unseren Stadtwandelnews: https://bonnimwandel.de/newsletter/
Hallo zusammen,
ist Euch bekannt, dass die Stadt Bonn das ehem. Gelände der Landwirtschaftskammer Roleber, jetzt Sonderbaufläche 1, komplett bebaut (400 WE mit Abriss des 35 Jahre alten Gebäudes und insb. einer Bebauung, die im Integrierten Freiraum System IFS mit „Verzicht auf Bebauung ausgezeichnet ist und bis auf 25 m!! an das FFH Siebengebirge / Holtdorfer Bach heranreicht. Auch die Baufläche 2 soll bebaut werden gesamt ca 20.000m² ebenso auch die Baufläche 3 im Besitz der Stadt. Aktuell läuft seit 4.6. ein Architektenwettbewerb durch den Konzern Sahle Wohnen gmbh mit Vorgaben der Stadt; allerdings sind die seit 2016 geforderten Gutachten ua. Klims und FFH Verträglcihkeit vom OB (CDU) nicht umgesetzt worden
Richtig so! Ein bisschen Druck muss sein! Neben den vielen Einzelaktionen auch wichtig:
Sparsamer Umgang mit Energie! Standby vermeiden. Firmen und andere Energieverbraucher (auch Krankenhäuser) sollen ein Energiesparkonzept vorlegen, das regelmäßig überprüft wird. Hier gibt es riesige Einsparmöglichkeiten, die bisher nur wenig genutzt werden, weil Energie noch immer zu billig ist, bzw. die Kosten „abgesetzt“ werden.