Am Klimaschutz sparen ist riskant und teurer, als das Klima zu schützen. Deswegen legen Bonn im Wandel und Students for Future einen Forderungskatalog zur Kommunalwahl vor. Er basiert auf den Empfehlungen aus dem prämierten Verfahren Bonn4Future. Die Politik soll mit gutem Vorbild vorangehen und zusammenarbeiten im Angesicht der Krise. Über 60 Organisationen, Wissenschaftler:innen und Unternehmen unterstützen die Forderungen bereits.
Im Rahmen von Bonn4Future-Wir fürs Klima hatten über 200 ausgeloste Personen aus Bonn und aus ganz unterschiedlichen Alters- und Bildungsgruppen an der Frage gearbeitet: Wie gelingt der Weg in eine klimaneutrale und lebenswerte Stadt? Dafür wurden 2021-22 vier große Klimaforen durchgeführt. Die Empfehlungen der Bürger:innen befinden sich nun im Klimaplan der Stadt Bonn. Mehrere Monate hat ein Team unter Leitung von Bonn im Wandel und Students for Future analysiert, was drei Jahre später daraus geworden ist.
Die Autor:innen des Zukunftspapiers stellen fest: Wir sind auf einem guten Weg. Bonn hat mehr als doppelt so viel Klimagase eingespart wie in den Jahren zuvor. Aber es reicht noch nicht. Denn laut Klimaplan müssen wir siebenmal schneller werden, wenn wir in Bonn rechtzeitig unabhängig von fossilen Energieträgern werden wollen. Vor allem die Kommunikation muss besser werden, das haben schon die Teilnehmenden bei Bonn4Future festgestellt.
“Den meisten Menschen ist noch nicht klar, was die Klimakrise für ihr Leben bedeutet, dass wir auf Heißzeiten von 40-50 Grad im Schatten zusteuern, unsere Ernten gefährdet sind oder was die Wärmewende für sie bedeutet„, sagt Dr. Gesa Maschkowski, Vorstandsmitglied von Bonn im Wandel. Sie arbeitet als Trainerin und Moderatorin und hat Bonn4Future geleitet. Die Stadt Bonn selbst kann nach eigenen Angaben nur 40 % der Emissionen senken. Die Hauptlast beim Umbau von Gebäuden, der Mobilität und den Vierteln liegt also bei der Stadtgesellschaft.
Die Wärmewende ist eine der großen Herausforderungen auf diesem Weg: In Bonn werden noch neun von zehn Häusern mit fossiler Energie geheizt. “Durch den Emissionshandel werden die Gas- und Ölpreise ab 2027 steigen. Auch die Gasnetze werden in der Zukunft teurer werden. Nicht nur Unternehmen, auch die Bürgerinnen und Bürger brauchen Planungssicherheit. Deshalb fordern wir ein klares Ausstiegsdatum für Öl und Gas für 2035. Die MVV Mannheim hat es schon vorgemacht”, sagt Raphael Räpple, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Bonn arbeitet.
Auch Dämmen geht besser gemeinsam als allein. Das zeigen bürgerschaftlich organisierte Projekte wie die Initiative “Dämm It” in Nürtingen. Schlüssel für den Erfolg solcher Vorhaben sind Aktivierung, Beratung und Koordination.
Um die Menschen dabei zu unterstützen, ihre Viertel klimafit zu machen, empfehlen die Autorinnen und Autoren den Aufbau eines zivilgesellschaftlichen Zukunftsbüros. Dort kann Wissen und Knowhow aus Bonn4Future und anderen erfolgreichen Projekten aufbereitet werden, Initiativen beraten und Multiplikator:innen ausgebildet werden.
“Die Vervielfältigung von Wissen und guten Erfahrungen macht gerade in Zeiten knapper Kassen Sinn”, sagt Maschkowski. Denn die organisierte Zivilgesellschaft in Bonn hat schon viel auf die Beine gestellt und noch einmal ganz andere Zugänge zu den Menschen in Bonn.
Sorgen macht dem Koordinationsteam, dass jetzt manche Parteien beim Klimaschutz zurückrudern. Im November 2019 hatten fast alle Mitglieder des Stadtrates für die Klimaneutralität bis 2035 gestimmt, auf Antrag der SPD unter OB Ashok Sridharan (CDU). Das war ein Meilenstein auf dem Weg zur lebenswerten und klimaneutralen Stadt, den Bonn auch den tausenden von jungen Menschen verdankt, die ihr Recht auf Zukunft und ein stabiles Klima auf den Straßen eingefordert haben. Streich- und Sparpläne beim Klimaschutz halten sie für gefährlich. Studien zeigen, dass es teurer ist, Klimaschäden zu beseitigen, als das Klima zu schützen. Und am Ende müssen wieder die Bürger:innen für die Schäden aufkommen. Die Ahrtal-Katastrophe ist ein trauriges Beispiel dafür.
„Wir haben in Bonn schon viel erreicht, das muss jetzt weitergehen„, sagt Räpple. „Die PACE Studie der Universität Erfurt aus dem Frühjahr 2025, hat gezeigt, dass sich die meisten Wählenden von ihrer Partei mehr Klimaschutz wünschen, nicht weniger.“
Der große Unterstützungskreis des Zukunftsprogramms macht auch deutlich, dass viele Organisationen in Bonn hinter einem konsequenten Klimaschutz stehen. Täglich kommen neue hinzu. „Jetzt brauchen wir Politikerinnen und Politiker, die zu ihrem Wort und ihren Beschlüssen stehen und ein Vorbild sind, in dem sie zusammenarbeiten, um die Herausforderungen zu bewältigen”, meint Maschkowski.
Auf dem Titelfoto sind Personen aus dem Kernteam abgebildet v.l.r. Christiane Hackethal, Raphael Räpple, Gesa Maschkowski, Susanne Gelf, Martin Niehus. Nicht im Bild: Carmen Penning. Wir danken Ingrid Blessing für das Foto
Hier findet ihr alle Dokumente und links zum Zukunftsprogramm

- Das Zukunftsprogramm als Artikel auf Bonn4Future.de
- Zum Unterstützungskreis geht es hier
- Das ganze Programm mit Quellen und Verweisen als PDF: 2025-08-20Zukunftsprogramm fuer Unser Bonn_final
- Flyer Kernforderungen-Zukunft-Onlinefassung zum Lesen
- Flyer Kernforderungen Zukunft zum Ausdrucken
- Flyer in leicht verständlicher Sprache in Kooperation mit Klima Leicht Erklärt Zukunftsforderungen-verständliche Sprache