Mehr als nur Schokolade und Fahrradfahren: Die Schokofahrt lebt von den Begegnungen

Die Schokofahrt ist zurück. Pünktlich um 18 Uhr rollten die 16 RadlerInnen am 23. April vor dem Alten Rathaus ein. FreundInnen, Bekannte und UnterstützerInnen jubelten, Passanten blieben stehen und staunten. Kaum vom Rad runter teilte und verkaufte die Bonner Schokobande die ersten Tafeln der guten »Tres Hombres«-Schokolade aus fair gehandelten und emissionsfrei per Segelschiff transportiertem Kakao.

»Keep It Cool« am Kanal

Die dreitägige Rückfahrt mit 180 Kilogramm Schokolade im Gepäck begann am frühen Ostersonntag in Amsterdam. Bei weiterhin sonnigen, fast schon sommerlichen Frühlingswetter radelte die Bonner Schokofahrt dieses Mal bis zum Waal fast komplett am Kanal entlang. So sparte man sich die mit so vielen FahrerInnen etwas zeitraubende Durchquerung von Utrecht.

In Sachen Schoki hieß das Motto: »Keep It Cool!« Die Chocolatemakers verpacken die Schokolade in Transportkisten, die gegen Wärme gut schützen. Fahrradtaschen, weiße Stoffabdeckungen und der Fahrtwind sorgten für weiteren Schutz. In den Pausen standen Räder und Taschen immer im Schatten. Bei Temperaturen um die 25°C genügte dieses »Thermomanagement«, um die Schokolade vor Qualitätsverlust oder gar Schmelze zu bewahren.

Am Ende des Tages kamen die meisten SchokofahrerInnen wieder bei ihren GastgeberInnen von der Hinfahrt unter. Vorher aber ging es für ein leckeres veganes oder vegetarisches Essen wieder zum kollektiv geführten Café de Plak in der Nijmegener Innenstadt. Der Kellner freute sich über die Rückkehr der Schokobande, rückte schnell Tische und Stühle zusammen und sein Kollege kam sogar hinter der Theke hervor, um alle herzlich zu begrüßen.

200 RadlerInnen, zwei Tonnen und 50 Städte

Es sind diese Wiedersehen und Begegnungen, die den besonderen Reiz der Schokofahrt ausmachen. Eine Frau auf dem Waaldeich etwa schwärmte von der idyllischen Flusslandschaft und freute sich über die Karawane aus Lasten- und Tourenräder in der Abendsonne. Wie so viele Menschen unterwegs ließ sie sich auf ein Schwätzchen ein und war begeistert von der Idee und dem Engagement der SchokofahrerInnen. Was nicht alles mit dem Rad möglich ist, wenn sich Leute zusammen tun und Richtung Amsterdam schwärmen… 200 kamen bei dieser fünften Schokofahrt und luden zwei Tonnen Schokolade für rund 50 Städte auf!

Neben den Passanten aber imponierten vor allem die vielen GastgeberInnen in Nijmegen und Mönchengladbach, die den Bonner SchokoradlerInnen ihre Wohnungen und Häuser öffneten – und das obwohl sie selbst nicht einmal zu Hause waren! So übernachten einige Leute im Haus von Woltjo in Nijmegen, der nachts arbeiten musste. »Das Haus ist jetzt Ihr Haus«, steht auf einem Zettel für die »Chocofreunde«. Was für ein Vertrauen! Bei Fragen oder Problemen könne man sich an den Nachbarn wenden. Der grüßt auch fröhlich, als die »Chocofreunde« ankommen, und ruft: »Das Haus ist offen!«

Aber nicht nur mit einem Dach über dem Kopf und einem Platz zum Schlafen halfen die Menschen. Alex rief seine Gäste sogar vorher an und fragt, ob sie erst Duschen wollten oder ob er das Essen schon fertig machen sollte. Suus setzte Porridge fürs Frühstück an und Joren begrüßte seine Gäste mit einem selbstgebackenen Orangen-Hefezopf. Vor der Abfahrt am Morgen verschenkte er noch zwei ebenfalls selbstgebackene Brote. Der Softwareentwickler ist längst mehr als nur Hobbybäcker. Ob Dinkel oder Roggen, Joren verwendet regionales Getreide, wie er enthusiastisch erzählte, backt regelmäßig mit Gleichgesinnten im Steinofen eines alten Klosters und hilft einmal die Woche einem Biobäcker in Nijmegen.

Gastfreundschaft, Übernachtungen und ein Fest

Auch in Mönchengladbach warteten nach einer anstrengenden Tour bei zum Teil kräftigen Windböen herzliche und gastfreundliche Menschen auf die Bonner Schokobande. Barbara, Birgit und Stephan bereiteten den müden RadlerInnen ein wahres Fest: Auf dem Grill brutzelte Gemüse, Camembert und Biofleisch, in der Küche warteten köstliche Salate, Brot und Dips, im Kühlschrank standen kalte Getränke. Und Barbara hatte sogar einen wahnsinnig leckeren veganen Schokokuchen mit bunter Lastenradverzierung gebacken.

Für diese Gastfreundschaft verlangten all diese Menschen nichts! Niemand wollte auch nur einen Cent für Übernachtungen oder Essen! Stattdessen sammelte die Bonner Schokobande spontan für die Arbeit der Anti-AKW-Organisation »Stichting Laka« in Amsterdam, die ihre Räume zum Übernachten öffnete, oder für die Jugendhilfe Ostafrika, für die sich Barbara engagiert. Und natürlich wurde Schokolade verschenkt und alle herzlich nach Bonn eingeladen.

Mehr als alternative Transportwirtschaft und Logistik

Das alles macht Charme und Spaß der Schokofahrt aus. Es geht nicht einfach nur um alternative Transportwirtschaft und Logistik mit dem Fahrrad, sondern um die Idee, wieviel man gemeinsam erreichen kann – mit dem Rad oder als GastgeberIn oder einfach nur als jemand, der am Wegesrand winkt.

Und dieses Schokofahrt-Gefühl bekam die Schokobande auch bei den HändlerInnen in Bonn zu spüren, wenn sie die vorbestellte Schokolade für den Verkauf lieferte. Martina vom Kirchenpavillon lud spontan zu Kaffee und Kuchen ein, Tim von Freikost Deinet verteilte sofort eine Tafel Schokolade und spendierte Kaffee und Kakao. Bei Bergfeld’s in Poppelsdorf begrüßte eine Frau hoffnungsvoll lächelnd die vorfahrenden LastenradlerInnen mit den Schokofahrt-Buttons: »Bringt Ihr Schokolade?« Schon mehrmals hatte sie im Laden nach »Tres Hombres«-Schoki gefragt und nun kaufte sie schnell die ersten Tafeln.

Bei so viel Begeisterung und Unterstützung steht fest: Im Oktober 2019 startet auch aus Bonn wieder eine Schokofahrt gen Amsterdam zu den »Chocolatemakers«.

Übrigens ist die Bonner Schokofahrt wie in allen anderen Städten vom Radtransportschwarm selbst organisiert und finanziert. Viele nehmen sich Urlaub, um eine Woche Zeit für die große Fahrt nach Amsterdam zu haben. Und alle SchokoradlerInnen bestellen und kaufen sich die von ihnen transportierte »Tres Hombres«-Schoki wie alle anderen.

Wer selbst im Oktober mitfahren möchte, kann sich unter schokofahrt@bolle-bonn.de melden!

Hier gibt es den ersten Teil des Berichts von den Abenteuern der Schokofahrt Bonn:
https://bonnimwandel.de/ein-fest-fuer-schokolade-und-fahrraeder-schokofahrt-2019/

Infos und Bilder zur Schokofahrt Bonn und überhaupt gibt es hier:
https://schokofahrt.de/das-ist-schokofahrt-5/
https://twitter.com/SchokofahrtB
https://www.instagram.com/schokofahrt.bonn/

Und zu kaufen gibt es die »Tres Hombres«-Schokolade in diesen Läden solange der Vorrat reicht:

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