1. Biomesse in Bonn bringt Erzeuger und Gastronomen zusammen

Bio ist im Trend. Immer mehr Verbraucher_innen kaufen Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung, am liebsten aus der Region. Doch wie lässt sich dieser Trend auch in Restaurants, Cafés und die Gemeinschaftsverpflegung tragen? Zum Beispiel durch neue Netzwerke, die Erzeuger und Abnehmer zusammenbringen. Einen wichtigen Anstoß dazu lieferte jetzt die erste regionale Bio-Messe im Haus der Bildung in Bonn: Dort präsentierten 13 Aussteller_innen sich und ihre Erzeugnisse rund 60 interessierten Köchen_innen, Betriebsleiter_innen und Einkäufer_innen aus der Region sowie Gästen verschiedener Institutionen und der Stadtverwaltung. Die Messe wurde von „Bio in Bonn“ ins Leben gerufen – einer ehrenamtlich tätigen Aktionsgruppe im Rahmen der Initiative zur Gründung eines Bonner Ernährungsrates.

Neue Wege für mehr Bio aus der Region

Grundsätzlich ist auch die Stadtverwaltung für mehr Bio aus der Region. Das betonte Bürgermeister Reinhard Limbach in seinem Grußwort. Er freute sich ausdrücklich über die Initiative zur Messe und wünschte allen viel Erfolg und einen guten Austausch. „Mehr regionale und biologische Produkte aus Feld und Stall direkt auf unseren Teller – das passt gut zu Bonn“, so Limbach. Auch Klaus Budde von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hob das wachsende Interesse der Bevölkerung an regionalen Erzeugnissen hervor, erklärte aber gleichzeitig: „Die Fläche zum Anbau biologisch erzeugter Lebensmittel ist gestiegen. Die Nachfrage kann hierbei allerdings nicht durch regionale Produkte gedeckt werden.“

Wie es gelingen kann, mehr regionale Bio-Produkte in der Gastronomie einzusetzen, machte Michael Klevenhaus deutlich. „Wir versuchen, in der Welt des Konventionellen immer mehr Schritte in Richtung regional und nachhaltig zu gehen“, so der engagierte Betreiber dreier Gastronomieobjekte in Bonn. Um geeignete Produkte zu beziehen, habe er ganz bewusst die bisherigen Lieferanten behalten und sie auf die Suche nach den gewünschten Lebensmitteln geschickt. Das funktioniere in vielen Fällen sehr gut. Nach und nach kamen so weitere Produkte, aber auch neue Bezugsquellen hinzu, zum Beispiel Honig und Kartoffeln von Instituten der Uni Bonn.

Peter Heuser erzählte von seinen Erfahrungen in der Küche der Fortbildungsakademie der Finanzverwaltung NRW, die er seit 27 Jahren bewirtschaftet. Als leidenschaftlicher Koch genügte es ihm eines Tages nicht mehr „nur Tüten aufzureißen“ und er begann sich umzustellen. Heute setzt er bereits Kaffee, Tee, Kakao und sämtliche Milchprodukte in Bio-Qualität ein. Bald folgen Fleisch und Gemüse aus der Region.

13 Aussteller_innen stellen sich und ihre Bio-Produkte vor

In kurzen Interviews präsentierten alle Austeller und Ausstellerinnen auf der Messe ihre Betriebe, Produkte und Besonderheiten:

  • Vicky Jacobs vom Leyenhof in Bonn berichtete, wie sie die Erzeugnisse ihres Hofes im hauseigenen Bistro, Hofladen und per Lieferdienst inklusive Online-Shop vertreibt. Neuerdings gibt es im Hofladen auch verarbeitete Produkte wie Suppen, Salate oder Aufstriche aus eigener Herstellung.
  • Monika Rönn vom Obsthof Rönn aus Meckenheim baut nicht nur Obst in Bioland-Qualität an; dort gibt es auch die Möglichkeit, Äpfel mit Hilfe einer speziellen Lasertechnik mit Logos oder Botschaften zu versehen.
  • Dorothee Hochgürtel von Streuobstbau Hochgürtel aus Wachtberg schwärmte von ihren alten Apfelsorten. Zur „Wiesenpflege“ hält sie außerdem Ziegen und Heidschnucken, deren Fleisch sie im Herbst verkauft.
  • Die Gründer des BioFleischKontors Ingo Pansegrau und Sven Giebler aus Remagen hatten Wurst zum Probieren dabei. Sie sind Partner von 100 in den Bioverbänden Bioland, Biokreis und Naturland organisierten Bauern und vertreiben ihre Produkte vor allem online.
  • Ein breites Sortiment an Bio-Fleisch und Wurstwaren hat die Biofleischerei Müller aus Leverkusen im Angebot.
  • Waltraud Fazio und Volker Luckenbach halten nach Bioland-Kriterien eine besondere, vom Aussterben bedrohte Rasse: Das Bunte Bentheimer Schwein. Ihre Erzeugnisse gibt es im Direktvertrieb von Westerwälder-Landschwein und auf dem Bonner Wochenmarkt.
  • Die Edelkäserei Kalteiche hatte verschiedene Käseprodukte aus Schafs- und Ziegenmilch zum Probieren mitgebracht. Sie werden nach Biokreis- und Demeter-Richtlinien im Siegerland hergestellt.
  • Mit der Firma Landlinie war auch ein Großhändler vor Ort, der ein breites Sortiment an frischen, tiefgekühlten und verarbeiteten Bio-Produkten vertreibt.
  • Käsesommelier Uwe Wiedenhöfer präsentierte mit seiner Frau die Dachmarke „Rundum regional“. Dazu gehören Produkte wie Milch, Apfelsaft und Eier.
  • Für eine Tasse Kaffee sorgte die Kaffeerösterei Moxxa. Sie war eigens mit Mühle und Maschine aus Köln angereist. Moxxa verarbeitet ausschließlich fair gehandelten Kaffee und röstet in Köln.
  • Sven Zerwas vom Weingut Goswin Kranz zeigte seine Biolandweine von der Mosel. Er konzentriert sich auf klassische Rebsorten wie Riesling, Weißburgunder und Spätburgunder.
  • Vom Unterlauf der Mosel stammen die Weine vom Weingut Karl Weber. Sie werden nach Ecovin-Richtlinien erzeugt.
  • Hellers aus Köln bietet diverse Biersorten in Bio-Qualität an: Von Kölsch und Alt über Pils bis zum Weizen.

Schließlich steuerte die DLS Vollkorn-Mühlenbäckerei aus Hennef noch eine Brotspende bei. DLS verarbeitet Demeter-Getreide aus Hennef. Was vom Tage übrig blieb, landete natürlich nicht in der Tonne, sondern wurde von den Foodsavern vor Ort eingesammelt und weitergeleitet.

Mathias Johnen betonte als Vertreter des Arbeitskreises „Bio in Bonn“, der DEHOGA Nordrhein und von Sustainable Bonn, mit wie viel Engagement die Messe organisiert wurde. Dorle Gothe von der Regionalwert AG Rheinland führte durch das Programm und wurde bei den Kurz-Interviews durch Jenny Schroth von Slow Food Bonn und Francis Hugenroth, selbständige Nachhaltigkeitsmanagerin, unterstützt. Nach drei Stunden Information, Genuss und angeregten Gesprächen endete die erste regionale Bio-Messe im Bonner Haus der Bildung.

Der Arbeitskreis „Bio in Bonn“ freut sich über eine gelungene Veranstaltung, der hoffentlich noch viele weitere Aktionen für eine regionalere und nachhaltigere Versorgung mit Lebensmitteln in Bonn folgen.

Weitere Informationen über den Arbeitskreis „Bio in Bonn“ und die Initiative zur Gründung eines Ernährungsrates erhalten Sie unter info@ernaehrungsrat-bonn.de.

Fotos: Gesa Maschkowski (BLE)
Text: Julia Icking, Gabriela Freitag-Ziegler

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