(Bonn 13.08.19) Uns steht der größte Gesellschaftswandel bevor, seit Beginn der Industrialisierung. Ob wir es wollen oder nicht. Leider hat kaum jemand den Mut, darüber ehrlich zu sprechen. Für diesen Wandel brauchen wir alle. Die Jungen, die Alten, die Reichen und Armen und die Menschen, die bei Primark und Co einkaufen. Wir brauchen eure Kreativität, eure Liebe, eure guten Ideen! Hier gehts zum Redebeitrag von Gesa Maschkowski anlässlich der Aktion „Besser leben ohne Primark“.
Liebe Kundinnen und Kunden, liebe Passant*innen, sehr geehrte Angestellte von Primark,
viele von Ihnen stehen hier vermutlich, weil Sie sich ein schönes Einkaufserlebnis wünschen, weil Sie schöne Dinge lieben und das Leben genießen möchten , oder weil Sie froh sind einen Job zu haben.
Wir gönnen Ihnen das von Herzen.
Wir wünschen Ihnen auch, dass Sie sorglos einkaufen können
Primark und auch andere Modeketten versprechen genau das: Sorglos schöne Mode kaufen für wenig Geld. Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Die Kleider und die Näher*innen erzählen eine andere Geschichte.
Wenn wir hier einfach so weiter machen wie bisher,
- werden sich die Lebensbedingungen auf unserer Erde extrem verändern.
- Dann werden unsere Kinder nicht mehr sorglos shoppen können.
- Dann wird die Erde auf der heute noch die Baumwolle wächst, ausgelaugt und verdorrt sein, die Flüsse verseucht, die Meere voller Mikroplastik aus Kunstfaserklamotten.
- Dort wo keine Baumwolle mehr wächst, gibt es auch keine Lebensgrundlagen mehr für die Menschen. Ihnen bleibt dann nur noch die Flucht.
Wir haben nur noch sehr wenig Zeit, um umzusteuern
Der Klimawandel ist jetzt schon in Deutschland angekommen. Uralte Buchen und Eichen verdorren in unseren Wäldern. Die Wissenschaftler rechnen uns vor, dass wir in 8 Jahren das Globale CO2 Budget verbraucht haben.
Danach kommt nur noch der Klimakollaps. Es gibt keine neutrale Haltung mehr.
Nichtstun bedeutet Zerstörung. Jeder Monat, in dem wir weiter machen wie bisher, verringert die Chance, dass wir noch umsteuern können
Wir Initativen können diese Veränderung allein nicht schaffen
Wir als Transition Initiative Bonn im Wandel machen normalerweise andere Projekte.
- Unsere Solidarische Landwirtschaft hat in sechs Jahren viele Tonnen regionale Bio-Lebensmittel an hunderte von Menschen in Bonn geliefert
- Wir haben mit 8 Initiativen Lastenräder aus regionalem Holz gebaut,
- viele 1000 Dinge repariert,
- tausende Saatguttüten mit Insektenweide verteilt und
- unzählige Stadtwandelnewsletter geschrieben.
Dr. Gisela Burkhardt hat über 10 Jahre ihres Lebens investiert um FEMNET auf die Beine zustellen, und die Machenschaften der globalen Kleiderindustrie vor Ort zu untersuchen, um Kampagnen und Projekte zu entwickeln.
Und wir sind nicht die Einzigen. Es gibt viele tolle Initiativen in Bonn die sich sich dafür engagieren, dass die Welt ein Stück besser wird.
Über 20 Bonner Organisationen unterstützen uns.
Wir stehen heute hier weil Politik und Wirtschaft versagen,
Sie sorgen nicht dafür, dass wir mit gutem Gewissen einkaufen können
Wir stehen hier, weil in Bonn im Jahr 2019 ein Massenkonsum gefördert wird der die Grundlagen unseres Lebens und unserer Gesellschaft gefährdet.
Das ist genau Gegenteil von dem was jetzt angesagt ist angesichts der Klimakrise.
Wir schaffen den Gesellschaftwandel nicht nach Feierabend
Wir als Initiativen können zeigen, dass es anders geht. Aber das ganze Engagement bleibt nachhaltiger Dekoschmuck,
- solange Manger*innen in Großkonzernen dafür bezahlt werden, dass sie Gewinne optimieren auf Kosten von Mensch und Umwelt.
- solange Politiker*innen nicht den Mumm haben gesetzliche Mindeststandards durchzusetzen und sich für eine Wirtschaft einzusetzen, die Nachhaltigkeit an erste Stelle rückt.
Eigentlich müssten nicht wir erklären, warum wir hier stehen.
Eigentlich müssten Primark und Co rechtfertigen, warum sie noch solche Geschäfte machen.
Und die Politiker*innen müssten uns erklären, warum sie Shoppingmalls bauen lassen und gleichzeitig predigen, dass wir alle weniger konsumieren sollen.
Ich schließe mit 3 Botschaften
- Wir haben genügend Kleider, auch gute und günstige für alle. Es gibt viele schöne Alternativen zu Billig-Kleider-Massenkonsum: Sharing und Upcycling-Initiativen, Leihboutiquen und Nähwerkstätten und auch unsere Kleidertauschbörse, die wir hier mit Unterstützung der Ehrenamtlichen vom Zentrallager Sachspenden Bonn organisieren
- Die Probleme sind inzwischen so groß, dass wir sie mit Kleidertauschbörsen allein nicht mehr lösen können.
- Uns steht der größte Gesellschaftswandel bevor, seit Beginn der Industrialisierung. Ob wir es wollen oder nicht. Leider hat kaum jemand den Mut, darüber ehrlich zu sprechen. Wir haben aber keine Wahl mehr: Entweder verändern wir etwas oder wir werden gezwungen uns massiv zu verändern.
Für diesen Gesellschaftswandel brauchen wir alle. Wir brauchen Euch. Wir brauchen Eure Kreativität, eure Liebe, eure guten Ideen!
Wir möchten mit Euch gemeinsam herausfinden wie wir hier in Bonn unseren Lebensstil an die Grenzen der Erde anpassen können.
Denn umgekehrt geht es nicht.
Wir können nicht die Grenzen der Erde an unseren Lebensstil anpassen.
Auch deswegen stehen wir hier.
Und wir müssen heute damit anfangen: Besser leben ohne Primark und Co.
Wir laden Sie und Euch herzlich mit uns zu sprechen.
Gesa Maschkowski
Vorstand Bonn im Wandel e.V.