Gute Nachrichten von der Themenwerkstatt Landwirtschaft, die kurz vor Weihnachten in Bornheim statt fand: Zum ersten Mal trafen sich Vertreter*innen der konventionellen Landwirtschaft und neuer innovativer Landwirtschafts-Modelle wie SoLaWi, Selbsterntegärten und Ernährungsrat Köln. Und alle waren sich einig: Wir wollen die Landwirtschaft rund um Bonn erhalten! Bonn im Wandel meint: Am besten biologisch – und zu mindestens 50 %! Warum? Das erfahrt ihr hier…
Die 5 Kommunen Bornheim, Bonn, Troisdorf, Niederkassel und St Augustin überlegen gemeinsam, wie sie die Flächen rund um das Grüne C auch wirklich frei halten können von Bebauung und Flächenfraß. So ein Kommunen übergreifendes Projekt ist einmalig in Deutschland. 50 % Bio wäre eine Riesenchance für die Region. Nicht nur für die Höfe, auch für die Natur und die Menschen:
1) Bio = Arten- und Naturschutzschutz: Um die biologische Vielfal sieht es schlecht aus. In unserer hochintensiven Landwirtschaft finden Vögeln und Insekten keine Nahrung mehr. Nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) sind mittlerweile auch einst häufige Vogelarten wie Star, Rauch- und Mehlschwalbe gefährdet. Für eine Trendwende müsste der Ökolandbau einen Anteil von mindestens 50 % haben, schätzen Vogelexperten.
2) Biolandbau ist Wasserschutz: Nach Angaben des Deutschen Sachverständigenrates für Umweltfragen (DSU) hat sich die Freisetzung von Stickstoff seit der Herstellung von Kunstdünger verzehnfacht. Dies führt nicht nur weltweit zur Überdüngung von Meeren und Gewässern. Auch in Deutschland sind 27 % aller Grundwasser in kritischem Zustand. Die Förderung des Ökolandbau in der Region ist auch die Förderung einer gesunden Trinkwasserversorgung für die Bürger in unserer Region. https://www.oekolandbau.de/service/nachrichten/detailansicht/oekolandbau-ist-gewaesserschutz/
3) Ökolandbau kann Klimawandel bremsen: Nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), kann Biolandbau bis zu 1500 kg CO2 pro Hektar binden. Das geschieht durch die Humuswirtschaft die Biobauern betreiben, denn Humus besteht zu gut 60 % aus CO2. Konventionell bewirtschaftete Flächen verlieren im Durchschnitt 150 kg CO2 pro Hektar
und Jahr . CO2-Fixierung durch Humusaufbau ist aber nicht nur für Kommunen gut. Für Landwirte können sie ein willkommener Nebenerwerb sein. In der Region Kaindorf in Österreich können Landwirte CO2-Zertifkate verkaufen, wenn sie nachweislich Humus aufgebaut haben.
4) Ressourcenschutz- und Klimaschutz durch kurze Transportwege. Nach Angaben der RUAF Foundation kann eine Stadt von ca. 300.000 Einwohnern mit, die sich nur zu 20 % mit regionalen Grundnahrungsmitteln versorgt 16 Millionen Transportkilometer Nahrungsmitteltransporte pro Jahr einsparen.
5) Schaffung von Arbeitsplätzen: Eine biologische und vielfältige Landwirtschaft ist klimafreundlicher und Ressourcen sparend aber auch arbeitsintensiver. Das bedeutet auch, dass Arbeitsplätze geschaffen werden. So konnte die solidarische Landwirtschaft Bonn Rhein-Sieg e.V. Arbeitsplätze für 10 Personen schaffen, (insgesamt 4,8 AK). Dass Landwirtschaft und Naturschutz kein Gegensatz sein müssen zeigt auch das Biosphärenreservat Schorfheide Chorin. Hier gibt es die größten zusammenhängenden Fläche an Ökolandbau bundesweit und dank wachsender Unternehmen und Agrartourismus praktisch keine Arbeitslosigkeit.
6) Strukturwandel bremsen, Lebensstiländerungen ermöglichen: Die Verbesserung einer biologischen, regionalen Lebensmittelversorgung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit sowohl für Verbraucher als auch für Erzeuger. Innovative Erzeuger-Verbraucherkooperationen wie Selbsterntegärten, Solidarische Landwirtschaft und auch der Verkauf von CO2 Zertifikaten sind neue Einkommensmöglichkeiten für die Landwirtschaft. Denn auch im Bonner Umland hat der globale Wettbewerbsdruck viele Bauern gezwungen „zu wachsen oder zu weichen“, sprich: aufzugeben. Aber auch die Bonnerinnen und Bonner stehen vor der Herausforderung, ihr Leben nachhaltiger zu gestalten. Auf das Konto unserers Ernährungssystems gehen nämlich 16-25 Prozent aller CO2-Emissionen. Wer wieder erfährt. wie Gemüse wächst, Brot entsteht und wie Tiere artgerecht und gut leben können, bekommt ein ganz anderes Verhältnis zu seinen Lebensmitteln.
SoLaWi und Selbsterntegärten bieten auch Möglichkeiten zur Integration und Verständigung ganz unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, beim gemeinsamen Arbeitseinsätzen, Festen oder Kochen.
Also: Worauf warten wir noch? Wie wäre es mit
- einem Biostädteverbund Bonn-Bornheim-Niederkassel-Troisdorf-Sankt-Augustin.
- Einer Bonner Ernährungs Agentur, die Bioprodukte in Bonner Kantinen und Schulen bringt nach dem Vorbild des Kopenhagener Food House
Weitere Infos
- Hier gehts zur Seite der Initiative für einen Bonner Ernährungsrat
- Hier gehts zum Bericht der Bonner Rundschau über die Themenwerkstatt Landwirtschaft
Text + Fotos:
Dr. Gesa Maschkowski, Mitgründerin von Bonn im Wandel und der 1. Solidarischen Landwirtschaft in Bonn, arbeitet und forscht zu Ernährungstransformation und nachhaltigen Ernährungssystemen
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