Gemeinsam genüsslich Kompostieren

(Raphael Holland und Nicole Florin) Auch ohne eigenen Garten seinen Biomüll nutzen und beste Erde herstellen? Wie das gehen kann,  erfuhren 15 Teilnehmer_innen des SOLAWI-Kompostworkshops am Sonntag, den 09.07. im Oscar-Romero-Haus – Er fand schon zum zweiten Mal statt – unter fachkundiger Anleitung von Nicole Florin und Raphael Holland.  In gemeinschaftlicher Arbeit wurden aus Recyclingmaterialien 15 Balkonkomposte, 10 Bokashieimer und eine Wurmkiste gebaut. Was das alles genau ist und wie man es selber machen kann, das könnt Ihr hier  nachlesen.

Darum ist Kompostieren so wichtig

Beobachtungen auf unseren Feldern und Ergebnisse von Laboruntersuchungen zeigen deutlich, dass die Böden der SOLAWi-Äcker verbessert werden müssen. Ein wichtiger Baustein dabei ist es, den Anteil des organischen Materials, also den Humusanteil zu erhöhen. Hier setzt unser dezentrales Kompostkonzept ein:  die Mitglieder der SOLAWI stellen – aus dem SOLAWI-Gemüse – selber Humus her.  Im besten Fall landet der wieder auf den Äckern und es entsteht ein geschlossener Stoffkreislauf!

In großer Schritt in Richtung Selbstversorgung ist auch die Herstellung von eigenen Milchsäurebakterien.  Wer Bokashikompost also milchsauer vergorenen Kompost herstellen möchte, braucht dafür Streu und Milchsäurebakterien, auch effektive Mikroorganismen genannt. Der SoLaWi Boden AG mit Roberto Tinoco ist es vor kurzem gelungen, diese Zutaten selbst herzustellen.  Sie wurden jetzt zum ersten Mal von den Workshopteilnehmer_innen eingesetzt und getestet.

Bauanleitung Balkon/Fensterbankkomposter

Auch in der Stadt, in der Platz und Garten oft Mangelware sind kann einjeder seine Grün/Gemüseabfälle kompostieren und für die Rückführung auf unsere Felder vorbereiten. Eine platzsparende Variante ist ein „Balkonkomposter“, der wenn man eine sehr kleine Variante baut sogar auf einer Fensterbank Platz fände. Eine einfache Anleitung findet ihr hier:

http://www.silviameister.ch/downloads/balkonkomposter.pdf

Ich selbst habe mir einen kleinen 10 L Komposteimer für die Fensterbank gebaut und habe bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht. Es dauert zwar ein wenig – etwa 7 bis 8 Monate – aber am Ende kann man wunderbar duftende Komposterde ernten. Das wichtigste ist eigentlich den Inhalt des Komposters gut zu hegen und pflegen. Tips dazu findet ihr hier:

http://www.kompostberatung.ch/

Viel Spaß also beim Experimentieren mit dem Kompostieren!

Bokashi

Wer sich selber einen Bokashieimer basteln möchte, braucht hierfür nur zwei baugleiche Eimer mit Deckel. Bei einem Eimer wird mittels Akkubohrer der Boden perforiert, damit die bei der Fermentierung entstehende Flüssigkeit auslaufen kann. Anschließend stellt man die Eimer ineinander, packt lagenweise Biomüll und Bokashistreu rein, leicht anstampfen, Deckel drauf – fertig.

Mithilfe von effektiven Mikroorganismen wird der Biomüll dann in dem (mehr oder weniger) luftdicht verschlossenen Eimer innerhalb weniger Wochen fermentiert. Hierdurch verringert sich die Zeit der Kompostierung anschließend deutlich. Die effektiven Mikroorganismen werden z.B. mithilfe eines Streus eingebracht, das großteils aus Holzkohle und Gesteinsmehl besteht. Die Holzkohle dient später mit seiner stabilen und hochporösen Struktur als Wasser- und Nährstoffspeicher im Boden.

Die Fermentierung verläuft aufgrund der luftdichten Eimer nahezu geruchsneutral und kann in der Wohnung stattfinden. Fast alle Küchenabfälle – auch Speisereste, Fleisch und Fisch – können problemlos genutzt werden.

Wurmkiste

Wer den Kompostwürmern (meist Eisenia Fetida) bei der Arbeit zuschauen und zuhören und gleichzeitig Humus in allerbester Qualität (Wurmhumus, Mull) erzeugen will, für den ist die Wurmkiste genau das richtige. Der Wurmhumus sorgt im Boden für ein porenreiches und zugleich stabiles Krümelgefüge, welches die Speicherung von pflanzenverfügbaren Nährstoffen gewährleistet. Im Gegensatz zu den anderen beiden Methoden erfordert die Wurmkiste etwas mehr Pflegewand und ist fehleranfälliger, zum Beispiel in Form von zu feuchtem Milieu, was zu Fäulnis und Wurmsterben führen kann. Weitere Infos zu Wurmkisten gibt es hier: http://www.wurmkiste.at/

Workshopteilnehmerin und Raphael schrauben die letzten Holzteile zusammen
Das Gesellenstück des diesjährigen Workshops: eine Wurmkiste aus Holz mit Kammern, die mit Kaninchendraht getrennt werden (Foto von Kathrin Müller).

Literatur:

Lydia Bruksch & Jasper Rimpau: Kompost aus der Kiste: Wurmkisten für den Hausgebrauch selbst bauen

Agnes Pahler: Das Kompostbuch – Gartenpraxis für Selbstversorger und Hobbygärtner
Dieses Büchlein gibt eine schöne Einführung in das Thema Kompost. Wie funktioniert es, welche Systeme gibt es, welche Lebewesen sind da am Werk, wie wird er verwendet…..

Andreas Modery & Engelbert Kötter: Kompost für alle Zwecke: Was Sie schon immer über nachhaltiges Bio-Recycling in der Stadt und auf dem Land wissen wollten
Dieses Buch ist recht praxisorientiert und stellt verschieden Kompostsysteme vor (incl. Bauanleitung für Balkonkomposter, Wurmkiste…)

3 Antworten auf „Gemeinsam genüsslich Kompostieren“

  1. Ich habe eine Indoor-Wurmkiste. Ein Wurm-Cafe. Bisher funktioniert sie super. Endlich haben wir Haustiere. Die Kinder freuen sich und wir füttere sie liebevoll mit unserem Küchenabfall: Tee- und Kaffeesatz, Eierkartons, Schalen von Wurzelgemüse und Obst. In meiner Wurmkiste gibt es Drenage, ale keine Gefahr von Überschwemmung.

    Der Wurmhumus speichert nicht nur Nährstoffe, er bietet dem Boden auch Nachschub und Vielfalt an Bodenlebenwesen. Bakterien und Pilze erschließen Nährstoffe, werden dann von Einzellern und Tieren gefressen, welche somit die Nährstoffe den Pflanzen zur Verfügung stellen. Pflanzen ihrerseits füttern das Bodenmikrobiom mit Zucker.

    1. hallo jacek,
      danke für deinen bericht vom wurm-café. ich leite ihn an raphael weiter, der beim ws dabei war und ebenfalls eine wurm-keller-bar hat.
      herzliche grüße
      ulrich

  2. Hallo, ich möchte mir gerne ein Wurmkiste bauen. Nun überlege ich, wo ich am besten die Würmer dazu herbekommen kann, am Liebsten ohne Versand und klimaneutral. Haben Sie Kontakte in Bonn (Privat oder an der Uni vielleicht), wo man die Würmer bekommen kann?
    Vielen Dank!

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