Das erste Jahr eines spannenden Experimentes geht zu Ende. Eine engagierte Gruppe der Initiative „Bonn im Wandel“ hatte schon 2012 damit begonnen, in Bonn eine Solidarische Landwirtschaft vorzubereiten. Ihr Ziel: Die bäuerliche Landwirtschaft vor Ort zu erhalten und in finanzieller und auch ganz praktischer Weise zu fördern. Nun sucht das Team neue landwirtschaftliche Partner. „Solidarische Landwirtschaft Bonn (SoLaWi) auf neuen Wegen – Rückblick und Ausblick“ weiterlesen
14.12.Selbsternteaktion Messdorfer Feld: Kartoffen für den Eigenbedarf
Zum Abschluss der Saison lädt die SoLaWi-Bonn zur Kartoffelernte ein. Der Boden auf dem Messdorfer Feld ist nicht mehr maschinell befahrbar, es gibt aber immer noch zahlreiche Kartoffeln, die noch per Hand geerntet werden können, bevor der Frost sie holt.
Diesen Samstag von 10-14 Uhr gibt es daher eine Selbst-Ernteaktion.
Freut Euch auf ein paar aktive Stunden an der frischen Luft in geselliger Runde. Bringt Eure Grabgabeln oder Schaufeln, Eimer/Kiste, Handschuhe, warme Socken und (Gummi) Stiefel, Thermoskanne und alle Eure Freunde mit aufs Feld. Vielleicht bringt Ihr auch zusätzlich noch einen Glühwein oder Punsch für unsere netten Ansprechpartner Gabriele und Julian mit, die sich bereit erklärt haben jeweils zwei Stunden vor Ort zu sein. Treffpunkt ist auf dem Kartoffelacker neben unserem Wintergemüse.
Wegbeschreibung:
Mit dem Fahrrad fährt man vom Endenicher Ei Richtung Endenich und biegt in die 1. Straße rechts „Auf den Hügel“. Von dort aus die 2. kleine Anwohner-Straße links „Am Bleichgraben“. Dieser Weg führt immer gerade aus über das Messdorfer Feld. Am Ende, kurz vor den Häusern liegt links der Kartoffel- und Gemüseacker.
Mit dem Auto parkt man am besten im Burgweg in Dransdorf oder schon vorher in der Meßdorfer Straße und geht dann zu Fuß den Burgweg entlang immer geradeaus am Gut Ostler vorbei bis auf das Feld. Der Kartoffelacker liegt ganz am Anfang auf der rechten Seite.
Wandel Baum Pflanzaktion
Die Baumpflanzaktion am Transition Sonntag war ein lustiges und inspirierendes Treffen. Es hat Spaß gemacht in einer Gemeinschaft etwas geschafft zu haben und spontane Kreativität aufkommen lassen.Die bunten Schilder und Pfähle zeugen davon. Mit lecker Essen und viel Lachen haben wir die Bäume an ihren neuen Standort gesetzt, behangen mit guten Wünschen für die Zukunft. Hier ein paar Impressionen…. „Wandel Baum Pflanzaktion“ weiterlesen
28.10. Infoabend Transition Streets – Energiewende-Nachbarschaften
Wie kann man lästige Konsumlaster loswerden, etwas Gutes für unseren Planeten tun und gleichzeitig mit Nachbarn noch eine schöne Zeit verbringen? Ganz einfach, man startet eine Energiewende Nachbarschaft oder „Transition Street“, wie das Projekt in Großbritannien heißt.
Die Energiewendenachbarschaften wurden vom britischen Transition Netzwerk entwickelt. Das Prinzip ist einfach, man redet nicht mehr herum, man fängt mit der Transition zu Hause an: Eine Gruppe Nachbarn oder Freunde trifft sich 6-7 mal und arbeitet gemeinsam ein Handbuch durch, in dem verschiedene Optionen vorgestellt und nach Einsparungspotential bewertet werden. Jede Woche ein anderes Thema: Energie, Ernährung, Mobilität, … Bei der Umsetzung kann man sich gegenseitig unterstützen, miteinander und voneinander lernen und einfach Spaß haben. Die beteiligten Haushalte sparten über 600 Euro ein und 1,2 Tonnen CO2 im Jahr.
Die Unterlagen gibt bisher nur auf Englisch. Wir sehen uns am Montag das Konzept Transition Streets an und überlegen, ob und was wir in Bonn dafür tun wollen, damit dieses Projekt auch in Deutschland anläuft.
Wir treffen uns am 28.10.2013 um 19:30 in der Stiftung Mitarbeit, Ellerstraße 67
Bitte meldet Euch an, damit wir ein bisschen planen können!
Wir freuen uns auf Euch!
http://www.doodle.com/rm2atn3rcsgurgbw
Wegbeschreibung zur Stiftung Mitarbeit
http://www.mitarbeit.de/wegbeschreibung.html
Einführungskapitel auf Englisch: 1.+Transition Streets-GETTING+STARTED
1. Transition Sonntag – Wunschbaum pflanzen im Internationalen Garten
Bonn im Wandel-Baumpflanzaktion im Internationalen Garten
eine Kooperation mit dem Wissenschaftladen Bonn
Ein Feigenbaum soll am letzten Oktobersonntag zusammen mit einem Apfelbaum seinen Platz in den Internationalen Gärten in Bonn finden. Der Feigenbaum ist ein Geschenk der Youth Future Conference an unsere Transition Initiative. Die Teilnehmeri/innen der Youth Future Conference in Bonn hatten an diesem Baum ihre Zukunftswünsche aufgehängt, zum Beispiel diesen: „Ich träume von einer Gesellschaft, in der es echte Werte gibt, Werte, die sich nicht nur um die Wirtschaft drehen. Ich möchte nicht nur für die Wirtschaft leben, und nicht nur wegen des Geldes arbeiten…!“
Wir möchten diesen schönen Anlass nutzen, um das Gartenjahr zu beenden, aber auch unseren ersten Transition-Sonntag zu starten. Von 13:00-15:00 findet die Pflanzaktion statt und ab 15:00 gibt es Mitbring-Kuchenbuffet und Getränke, Zeit zum Austausch und Netzwerken.
Bringt gute Laune, Kaffee&Kuchen, eigene Teller und Tassen mit, und wer mag auch einen Spaten. Ein Dankeschön an den Wissenschaftsladen Bonn, der diese Aktion tatkräftig unterstützt! Falls es regnen sollte, gibt es ein schönes Plätzchen zum Unterstellen, Wir freuen uns auf Euch!
Die Internationalen Gärten und die Grüne Spielstadt liegen auf dem Gelände der alten Stadtgärtnerei an der Ecke „Im Dransdorfer Feld/An der schwarzen Brücke“:
Anfahrt mit dem Auto: Nach Autobahnausfahrt Bonn-Endenich rechts, Straße ‚Auf dem Hügel‘ Richtung Dransdorf; hinter Eisenbahnbrücke links abbiegen zur hangseitig ansteigenden Straße ‚Auf dem Dransdorfer Berg‘; oben links in die Straße „An der alten Stadtgärtnerei“ einbiegen und auf dem Wiesenstreifen rechts diagonal zum Weg parken. Dann zu Fuß weiter geradeaus bis zum Feldweg: ‚Im Dransdorfer Feld‘, links zum separaten Eingang der Grünen Spielstadt am Feldweg ‚An der Schwarzen Brücke‘
Lass das Öl im Boden und die Kohle in der Grube
Das, was heute am dringensten gebraucht wird, ist eine Bürgerbewegung die sich dafür einsetzt, dass wir die fossilen Energiequellen im Boden lassen, sagte Nnimmo Bassey auf der Youth Future Konferenz in Bonn. Der Nigerianer ist Träger des alternativen Nobelpreises und stellte sich den Fragen junger Umweltaktivisten. „Lass das Öl im Boden und die Kohle in der Grube“ weiterlesen
Für ein plastiktütenfreies Bonn – Erika Luck-Haller von Abenteuer Lernen e.V. im Interview
40 Gramm kostbares Erdöl braucht so eine Plastiktüte, sie wird im Durchschnitt 25 Minuten genutzt, ist nicht abbaubar, nicht wiederverwertbar und schlichtweg Müll. Um darauf aufmerksam zu machen, wird die evangelische Johanisgemeinde in Bonn Duisdorf am Sonntag, den 15.09, ihre Kirche mit einer Haut aus zusammengenähten Plastiktüten überziehen. Die Aktion ist der fulminante Schlusspunkt des Projektes „Plastiktüte?Nein Danke!“ Der Erfolg überstieg bisher alle Erwartungen – Erika Luck-Haller, Geschäftsführerin von „Abenteuer Lernen e.V.“ und Mitinitiatorin des Projekts im Interview
Wie alles anfing
Es hat als kleines Projekt in der Fastenzeit 2012 begonnen und ist nun auf die Größe einer ganzen Kirche herangewachsen. Zuerst sollte den Menschen und insbesonders den Kindern und Jugendlichen klar gemacht werden, dass es auch ohne Plastiktüte geht. Dahinter stand der Bonner Verein „Abenteuer Lernen e.V. “, der seit 2004 Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche entwickelt mit dem Ziel, dass Kinder alles selber tun dürfen und selbst Erfahrungen sammeln und dies mit dem Schwerpunkt „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“. Die positive Resonanz ermunterte die Akteure, etwas Größeres zu wagen. So bewarb sich der Verein gemeinsam mit vier weiteren Partnern als Netzwerkprojekt in Berlin beim Bundesbildungsministerium und wurden dort als eines von 30 Projekten in der Bundesrepublik ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung verbunden war eine Fördersumme von 32.000 Euro für die Umsetzung. Die Netzwerkpartner sind das Jugendamt der Stadt Bonn, die Johannis-Kirchengemeinde und das JOKI-Familienhaus in Bonn-Duisdorf, die Marie-Kahle-Gesamtschule der Stadt Bonn und die Künstlergruppe CommunityArtWorks.
Wie kam es zu der Idee, gleich eine ganze Kirche mit Plastiktüten zu verhüllen?
Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass ein sorgsamer Umgang mit Ressourcen und Ressourcenschutz ganz wesentlich ist für alle heute lebenden Menschen und auch für folgende Generationen. Unser Hauptziel ist, Bonn Plastiktüten frei zu machen, das ist natürlich ein dickes Brett, an dem wir bohren. Aber wir stoßen auf viel positive Resonanz mit unserem Anliegen. So einen Erfolg hätten wir zu Beginn des Projekts gar nicht erwartet! Im Rahmen des Netzwerkprojektes sind seit Oktober 2012 viele kleine Projekte in Schulen, Jugendzentren, der Kirchengemeinde gelaufen. Nun sollte noch ein ganz plakatives Projekt her! So ist in der Johannisgemeinde die Idee der Kirchenverhüllung entstanden. Der Gedanke dahinter ist, was man verhüllt macht man eigentlich sichtbar und wir wollen natürlich sichtbar machen, wie unsinnig dieser Plastiktüten-Konsum ist.
Am Sonntag finden neben der Verhüllung noch andere Aktionen zu dem Thema statt, u.a. auch eine Podiumsdiskussion mit lokalen Politikern. War es schwer die Politik für Ihre Sache zu begeistern?
Die Politiker haben sich bis jetzt sehr bedeckt gehalten, was unser Projekt anging. Wir haben den Umweltausschuss der Stadt Bonn angeschrieben und haben so gut wie gar keine Resonanz erhalten. Es kam nur die lapidare Antwort, wie toll es sei, dass wir uns so engagieren. Aber für diese Podiumsdiskussion sah das anders aus. Wir haben Politiker aller Fraktionen eingeladen, da war das Engagement schon etwas größer, was sicher auch mit bevor stehenden Wahlen zu tun hat. Wir haben dort nun Zuspruch bekommen und die Eingeladenen werden auch alle kommen. Schauen wir mal was passiert!
Das mit der Plastiktüte ist allerdings auch nicht ganz einfach: Die Resonanz in der Bevölkerung ist sehr positiv, die großen Kaufhäuser sind jedoch weniger begeistert, wenn wir mit unseren Anliegen kommen. Ich denke, das hat damit zu tun, dass die Plastiktüte natürlich auch ein Werbeträger ist. Es ist wirklich schwierig, den Verzicht umzusetzen, aber wir arbeiten daran! Andere Länder haben es ja auch schon geschafft! Wir werden so schnell nicht aufgeben, wobei uns klar ist, dass es noch dauern kann, bis Bonn plastiktütenfrei ist. Aber wir hoffen, dass sich jetzt viele durch diese Aktion animiert fühlen, die Idee mitzutragen und umzusetzen.
Wer hat denn den praktischen Teil, die Näharbeiten erledigt?
Die Johannis–Kirchengemeinde war super engagiert. Da haben alle mit geholfen vom Konfirmanden bis zur Pfarrerin. Und sie haben es ja auch geschafft! Seit Mai sind alle fleißig dabei, alte Plastiktüten zusammen zu nähen. Jede Woche wurde genäht, in den Sommerferien sogar fast jeden Tag, so dass am Sonntag die Kirche verhüllt werden kann. Es ist zum Glück nicht der Kölner Dom, aber es ist schon viel Arbeit gewesen. Ich denke, es war die Begeisterung für unser gemeinsames Projekt innerhalb der Gemeinde, was die Helfer und Helferinnen so grandios hat arbeiten lassen.
Warum ist das Projekt „Plastiktüte? Nein danke!“ Ihrer Meinung nach so erfolgreich?
Verzichteten auf Plastiktüten kann jeder, ohne dass es ihn in seiner Lebensführung großartig einschränkt. Es ist ein überschaubarer Anfang und jeder kann mit machen. Wir wollen mit diesem Projekt natürlich darauf aufmerksam machen, dass wir allgemein sorgsam mit Ressourcen und Rohstoffen umgehen müssen. Und das gelingt über dieses kleine Beispiel. Über dieses einfache Anliegen „Plastikttüte? Nein danke!“ kommt man mit vielen Menschen ins Gespräch, jeder reflektiert direkt sein Verhalten. Hinzu kam, dass das Thema in diesem Jahr auch politisch hochaktuell war, zum Beispiel wurde das Thema der Plastiktüte-Steuer heiß diskutiert.
Und wie soll es mit dem Projekt nach dem Sonntag weiter gehen?
Eigentlich ist unser Projekt Ende September abgeschlossen, aber wir bleiben – auch als Netzwerk – natürlich weiter dran und hoffen, dass die Stadt Bonn, die sich Nachhaltigkeit ja auf die Fahne schreibt, als gutes Beispiel vorangeht und als erste deutsche Stadt plastiktütenfrei wird.
Weitere Informationen: http://plastiktüte-nein-danke.de/
Interview: Eva Klemmer
Transition Town – Was ist das eigentlich? – Eine kleine Reise durch die Ideen, Konzepte und Projekte
Es gibt sie in Bielefeld, Bonn und Berlin, in Sao Paolo, Portugal und New York – Transition Town Initiativen, zu deutsch: Städte im Wandel. In Deutschland sind es mittlerweile 80, weltweit über 1000. Was bewegt so viele Menschen, sich für eine nachhaltige Gesellschaft zu engagieren?…
Wie lebt´s sich mit weniger Öl? – Erster Peak Oil-Bericht für eine deutsche Stadt
In Münster wurde der erste Peak Oil Bericht für eine deutsche Stadt vorgestellt. Er ist Ergebnis eines interdisziplinären Seminars an der Uni Münster. Matthias Wanner, Transition Münster und Initiator des Seminars spricht im Interview über den Bericht, das Seminar und eine sehr erfolgreiche Veranstaltung
Matthias, ihr habt an der Uni Münster nicht nur das erste interdisziplinäre, studentisch organisierte Seminar über Peak Oil veranstaltet, ihr habt auch noch einen Bericht darüber geschrieben und das Ganze dann am 04.07 der Öffentlichkeit vorgestellt, darf man gratulieren?
Oh ja, es war fantastisch! Die Zusammenarbeit im Projekt hat großartig geklappt und auch die Abschlussveranstaltung war ein großer Erfolg! 80 Personen waren angemeldet, und über 150 sind gekommen! Irgendwann habe ich aus dem Fenster geguckt und gesehen, dass die Leute bis auf die Straße Schlange stehen, um reinzukommen. Schlange stehen für Infos über Peak Oil! Das war ein toller Moment und die ganze Veranstaltung hat die gute Stimmung, mit der wir das Projekt aufgebaut haben, weiter in die Stadt getragen..
Was hat denn so viel Spaß gemacht?
Es hat sehr viel Freude gemacht zu zeigen, dass man so einen Bericht partizipativ schreiben kann, dass man auf studentischer Ebene interdisziplinär zusammenarbeiten kann und es war schön, das Projekt nach dem Bericht auch öffentlich abzurunden. Auch die Anerkennung, die wir für das Projekt bekommen ist toll. Wir haben Rückmeldungen bekommenen, dass unser Bericht eine Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaf geschaffen hat. Und das Publikum auf der Abschlussveranstaltung war sehr durchmischt, Jung und Alt, Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen, Vertreter_innen von Parteien, der Stadt, der Uni, Organisationen und aus zahlreiche gesellschaftliche Gruppen.
Was ist eigentlich ein Peak-Oil-Bericht?
Gute Frage! Es gibt sehr unterschiedliche Peak-Oil Berichte. Grundsätzlich ist das eine strukturierte Arbeit über das komplizierte Thema Peak Oil, eben das Erdölfördermaximum, die Auswirkungen davon auf unsere Gesellschaft und mögliche Umgangsweisen damit. Wir haben zu Beginn unserer Arbeit mehrere Berichte systematisiert u. a. nach ihrer Analyseebene – also wird das Problem auf globaler, nationaler, Landes- oder Städteebene untersucht – sowie der Frage ob konkrete Handlungsempfehlungen erstellt oder spezifische Preisszenarien verwendet werden. Allen gemeinsam ist das Thema der schwindenden Ressource Erdöl, und dass sie fragen, wie stark unsere Gesellschaft davon abängig ist.
Was erwartet einen, wenn man das Büchlein liest?
Es ist ein 110 Seiten langer Bericht, der einerseits wissenschaftliche Kriterien genügt und gleichzeitig allgemeinverständlich sein möchte. Wir haben zwei inhaltliche Schwerpunkte, einmal zur Frage “Was ist Peak Oil überhaupt?” und dann die kleinen Untersuchungen aus dem Projektseminar der Stadt Münster in den Sektoren Energie, Transport/Mobilität, Wirtschaft, Ernährung/Landwirtschaft, Gesundheit und private Haushalte/soziale Kohäsion. Im methodischen Teil berichten wir über die Durchführung des Projektes und plädieren für mehr transdisziplinäre Transformationsforschung. Wir müssen mit unserem Wissen aus der Uni raus in die Gesellschaft und gemeinsam überlegen, wie wir denn an dem Thema weiterforschen und Strukturen verändern können. Deshalb war uns auch das Knüpfen zahlreicher Kontakte in die Stadtgesellschaft ein großes Anliegen.
Wie kamt Ihr auf die Idee ein Peak Oil-Seminar zu veranstalten?
Das Projekt ist entstanden aus den Fragen: “Wie bekomme ich verschiedene Welten zusammen? Wie können wir Studierenden ermöglichen, sich mit transformativen Themen zu beschäftigen? Wie kann man die Stadt mit einbeziehen, das Thema Peak Oil stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken und wie können wir als Veranstaltende noch etwas dabei lernen?” So entstand dann die Idee für eine freie, partizipative Seminarveranstaltung, die das Thema Peak Oil aufgreift und dafür sorgt, dass das Ganze öffentlichkeitswirksam aufbereitet wird und Menschen den Impuls aufnehmen können.
Wie viele Leute haben an dem Projekt mitgearbeitet?
Das Seminar haben wir zu fünft organisiert mit teilweise wechselnden Mitgliedern und gemeinsam mit Prof. Tillman Buttschardt. Den Bericht haben wir zu neunt geschrieben. Zu Beginn gab es vier öffentliche Vorlesungen mit etwa 100 Teilnehmenden, im Seminar sind wir dann mit 46 Studierenden gestartet von den 35 übrig geblieben, die in 16 Kleingruppen gearbeitet haben.
Welche Erfahrungen habt ihr mit diesem Lehrformat gemacht?
Es war interessant zu sehen, wie schwer sich das universitäre System mit einer offenen Veranstaltung tut, wie wenig Raum und Zeit die Studierenden haben, um sich so einem Projekt zu widmen und wie lange sie brauchen, um zu verstehen, “Hej, das hier ist eine Möglichkeit für mehr selbstbestimmtes Lernen und Forschen!”. Die Hälfte der Teilnehmenden fand das super und die andere Hälfte hat sehr klar zurückgemeldet, dass sie zu sehr auf der Meta-Ebene eingebunden wurde. Da wird sehr schnell klar, interdiszipliniäre Forschung braucht eine andere Rahmung und Förderung.
Wie habt die Präsentationsveranstaltung gestaltet?
Wir haben ein klassisches Veranstaltungsformat mit Bürger_innenbeteiligung gestaltet. Das umfasste Informationen, einen stilvollen Rahmen, kleine Häppchen aus der solidarischen Landwirtschaft, Zeit zum Austausch und Vernetzen. Begonnen haben wir mit dem Info-Teil zu Peak Oil allgemein und unserem Bericht. Danach haben wir an neun verschiedenen Thementischen zur Vernetzung und zum Austausch eingeladen. Zu jedem der o.g. Sektoren gab es einen Tisch und dann noch Tische zu Transformationsforschung, zur Transition-Initiative Münster und einen Tisch zur Kampagne Divestment, bei der es um finanziellen Rückzug öffentlicher Gelder aus fossilen Unternehmungen geht. Zum Abschluss gab es dann noch ein Plenum mit Kurzpräsentation der Ergebnisse und der weiteren Vernetzungsmöglichkeiten.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich habe das Gefühl, dass das bei einigen Stellen in der Politik das Interesse gewachsen ist. Unsere 60 Berichte sind alle weg, die wurden uns förmlich aus den Händen gerissen. Ich denke wir haben in der Stadt auch ein Stück Agendasetting betrieben. Was auf jeden Fall weitergeht ist, dass wir das Projekt auf verschiedenen Veranstaltungen präsentieren, beispielsweise auf der Tagung Zukunftsfähiges Münster und einem Bürger_innenforum im November. An dem Abend selbst wurde ein kleines Projekt gegründet zur Untersuchung von einem 100%-regional ernährten Münster. Und ich denke, uns ist ein guter Schulterschluss gelungen zwischen dem lokalen Thema Peak Oil und der internationalen Kampagne Divestment.
Ansonsten ist das Ganze ein langsamer vorsichtiger Prozess, Wenn die SPD jetzt Anträge für urbanes Gärtnern in den Stadtrat einbringen möchte, dann ist das schon toll oder wenn sich die Linke mehrere Stunden mit uns zusammensetzen möchte und diskutieren wie man das weiterbringen kann. Auch überregional gibt es ein großes Interesse, beispielsweise aus Oldenburg, Baden Württemberg, von der LAG NRW usw.. Es gibt an unserer Uni leider gerade kein Anschlussprojekt, aber wir haben von verschiedenen Unis die Rückmeldung bekommen “Cool so etwas machen wir auch”, z. B. Potsdam, Erlangen oder Kiel. Und man weiß ja auch nicht was der Bericht ansonsten noch los tritt. Häufig werden Einzelimpulse ja erst einmal auf unterschiedlichen Ebenen verarbeitet und dann später aufgegriffen und weiterentwickelt.
Vielen Dank Dir und noch viel Erfolg in Münster!!
- Hier gehts zum Peak-Oil-Bericht: www.peakoilmuenster.wordpress.com
- Hier gehts zur Vortragsreihe Peak Oil mit Videos
Interview. Gesa Maschkowski
Essbare Stadt – macht Spaß, tut gut, schmeckt gut
Wer vor der Polizeistation in Todmorden einen tiefen Griff ins Beet wagt, um sich mit Zwiebeln, Erbsen oder Möhren zu bedienen, erntet zusätzlich noch ein freundliches Grinsen. Denn in der kleinen nordenglischen Stadt gilt das Motto „incredible edible“ – unglaublich essbar. Und die Polizeistation ist mittlerweile Touristenattraktion.
Alles begann im Jahr 2008 mit einem kleinen Gemüsegarten am Bahnhof und dem Schild „Bedient Euch“. Das Konzept entwickelten Pam Warhust und Ihre Freundin Mary Clear am Küchentisch. „Wir haben nur versucht, eine einfache Frage zu beantworten: Können wir eine gemeinsame Sprache finden, die über Alter, Einkommen und Kultur hinweg verstanden wird und die den Leuten hilft, einen neuen Lebensweg einzuschlagen, den Ort an dem sie leben anders zu sehen und anders über die Ressourcen nachzudenken, die sie verbrauchen und anders miteinander umzugehen?“ Die Antwort auf diese Frage war „Essen“, wir nennen es „Propaganda Gärtnern“, sagt Pam Warhust. „Wir haben niemand um Erlaubnis gefragt und wir lassen uns auch nicht einschüchtern von dem Argument, dass kleine Taten wirkungslos sind angesichts der Katastrophen von morgen. Wir tun es einfach“.
Die Resonanz war riesig. Heute wachsen in der ganzen Stadt Obst, Gemüse und Kräuter für alle. Pflücken und Ernten ausdrücklich erlaubt Es gibt essbare Wandelpfade, alle Schulen machen mit, die Behörden, die Feuerwehr, Altenheime, Landwirte und natürlich auch die Tourismusindustrie.
Gärtnernd die Stadt verändern, den ökologischen Fußabdruck verringern, wieder mehr Verbindung zur Stadt, zur Natur und den Menschen gewinnen, die ökologische Vielfalt und eine lebendige Stadtlandschaft fördern, das wird für viele Menschen immer wichtiger. „Die Zeit ist reif, die Leute wollen etwas tun, sie wollen an guten Taten teilhaben und sie wissen genau, dass es an der Zeit ist, Verantwortung zu übernehmen und einander freundlich zu begegnen….“, sagt Pam Warhust. So wurde aus dem englischen Konzept von „incredible edible“ das Motto „Unvergessbar Essbar“ im hessischen Universitätsstädtchen Witzenhausen. Hier hat die Transition Town Initiative den Grundstein gelegt und Mitstreiter gefunden, um einen essbaren Wandelpfad durch die Stadt zu gestalten, in Kürze findet dort die Essbare Städte Konferenz statt.
Auch die „Essbare Stadt Andernach“, macht mittlerweile national und international Schlagzeilen. „Wenn ich geahnt hätte, was wir hier lostreten, dann hätte ich mir das vielleicht noch einmal überlegt“, meint Lutz Kosack, Geoökologe bei der Stadtverwaltung und einer der Initiatoren des Projektes. In Andernach war es eine Initiative von Verwaltung, Politik und Wirtschaft, die den Stein ins Rollen gebracht hat. Im Jahr 2010 wurde erstmalig an der alten Mauer im Burggraben Gemüse zum Selbsternten gepflanzt, in diesem Fall über 100 verschiedene Tomatensorten. Heute kann man futternd und Blumen pflückend durch die Stadt wandeln oder sich etwas außerhalb am größten Permakulturgarten in öffentlicher Hand erfreuen. Am meisten Spaß macht Kosack aber nicht das Gemüse in der Stadt, sondern die Menschen, die sich daran freuen.
Städte wieder „essbar“ machen hat jedoch nicht nur etwas mit Biodiversität zu tun oder einem neuen Modetrend. Es gibt zunehmend mehr Städte die schlichtweg die lokale Nahrungsversorgung verbessern wollen, um die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und globalen Warenströmen zu verringern. „Städte wie London können die Lebensmittelversorgung nur 3 Tage aufrechterhalten, sollten sie einmal von der Zufuhr abgeschnitten werden“, sagte Marie Dubbeling, Direktorin der RUAFF Foundation auf der Konferenz Resilient Cities, die gerade in Bonn statt fand. Städtische Nahrungserzeugung kann helfen Krisen zu überstehen, Ausgaben zu reduzieren, Ressourcen zu sparen und einen Beitrag leisten zur Anpassung an den Klimawandel, meinte Dubbeling. Die niederländische Stadt Almere beispielsweise strebt an ihre 350.000 Einwohner zu 20 % mit lokalen Lebensmitteln zu versorgen. Ähnliche Programme gibt es in vier weiteren Städten, darunter auch Rotterdam.
In Bonn gibt es von städtischer Seite noch keine vergleichbaren Aktivitäten, aber offensichtlich Interesse. So wurde Lutz Kosack bereits von der Bonner grünen Stadtratsfraktion eingeladen, um über seine Erfahrungen zu berichten, einige städtische Mitarbeiter nutzen die Konferenz „Essbare Stadt Andernach“, um sich ein Bild von dem Treiben im Nachbarstädtchen zu verschaffen.
Gleichzeitig gibt es eine lebendige Urban Gardeningszene. Allen voran mit längster Tradition natürlich die Kleingartenvereine, die es an den Bahngleisen und manchem grünen Fleck leuchten und blühen lassen und viele liebevoll gepflegte Privatgärten, wie zum Beispiel der Ornamentale Gemüsegarten Hersel. Dann die Internationalen Gärten, auf dem Gelände der ehemaligen Bonner Stadtgärtnerei, koordiniert vom Wissenschaftsladen Bonn, der auch die verwunschene Spielstadt am Messdorfer Feld wiederbelebt hat und gemeinsam mit der Brotfabrik die kultur- und kinderfreundliche Veranstaltungsserie „Kunst ohne Strom“ gestartet hat.
Doch nicht jeder hat ein Stückchen Land zu Verfügung, das Glück eine Parzelle im Kleingärtnerverein zu ergattern oder möchte alleine in der Erde herum graben, so entstehen auch in Bonn immer mehr Gemeinschaftsgärten. Zu den Pionieren gehören die Young Organics auf dem Messdorfer Feld, und der Bonn-im-Wandel Gemeinschaftsgarten in Vilich-Müldorf. Auch der Garten in Burg Lede am Ortsrand von Vilich wurde von einer Gruppe gartenbegeisterte Menschen wiederbelebt. In diesem Frühjahr ist auf einem stillgelegten Spielplatz in der Maxstraße nach dem Modell der Berliner Prinzessinnengärten der erste Gemeinschaftsgarten in der Bonner Altstadt entstanden, der Veedelsgarten. Auch im Mackeviertel haben die Bewohner ein Fleckchen Erde vor der Bebauung gerettet um es gemeinschaftlich zu bepflanzen. Die Bonner Urban Gardening Webseite Greenact hat noch mehr Projektideen, z.b. einen interkulturellen Garten auf dem Dach des Kult 41,
Kein Urban Gardening Projekt, aber echte städtische Landwirtschaft ist auch das Projekt Solidarische Landwirtschaft auf Gut Ostler, das die Bonn im Wandel-Gruppe Nachhaltige Lebensmittelversorgung gestartet hat, Über 80 Bonner Bürger sorgen seit diesem April dafür, dass hier wieder mehr Gemüse angebaut wird. Auch die Selbsterntegärten sind ein Modell der städtischen Nahrungsversorgung, nach dem Motto „der Bauer sät und die Verbraucher jäten und ernten“. Die Vernetzung zwischen regionaler Lebensmittelerzeugung und Schulverpflegung wiederum steht auf der Agenda der Arbeitsgruppe „Zukunftsgärten“, die auch hier auf der Website zu finden ist. Viel Potential also für eine Essbare Stadt Bonn.
Links und Veranstaltungstipps
- http://green.peace-act.de/
- Permakulturgarten im Einklang mit der Natur
- Grüne Spielstadt
- Internationale Gärten
- Die Bonner Kleingärtner
- Mehr auch in der Bonn-im-Wandel Gruppe „Gärtnern in Bonn“
Im Juni 2013 finden gleich mehrere Konferenzen zum Thema Essbare Stadt statt:
- vom 13. bis 14. Juni „Kongress Essbare Stadt Andernach“.
- Vom 14. bis 16. Juni in Witzenhausen Essbare Städte Konferenz Unvergessbar Essbar
- Weitere Urban Gardening Termine: http://www.anstiftung-ertomis.de/foerderprojekte
Quelle: Gesa Maschkowski, www.aid.de,
ergänzt von Gesa Maschkowski, Bonn im Wandel 🙂