Gut 60 fröhliche Bonnerinnen und Bonner hat unser Auftakttreffen in das Ermekeilkaree gelockt. Während die Maisonne die Besucher/innen auf dem Frühlingsfest wärmte, hatten wir kurzerhand den Lagerraum im Haus 8 zum Kino umgebaut. Nach einer Filmpremiere sprudelten die Ideen für eine essbare Stadt…
Ideenbörse für eine Essbare Stadt
Potential gibt es mehr als genug, fanden die Besucherinnen. Man könnte echte Kirschen in der Altstadt pflanzen, schlug eine Teilnehmerin vor, das Stadthaus mit essbaren Pflanzen verschönern, den Hofgarten, die Rheinaue, die Baumscheiben, die Betonkübel oder die Dächer. Schön wären auch Gemeinschaftsgärten in jedem Stadteil, die Treffpunkte und Austauschmöglichkeiten bieten, vielleicht sogar Orte, an denen man Geräte ausleihen kann. Auch eine private Gartenbörse landete auf dem Ideenplakat, denn nicht jeder der einen Garten hat, kann ihn bearbeiten und nicht jeder der Gartenarbeit liebt, hat einen.
Projektbörse gestartet
Auch die ersten Projekte entstanden an diesem Nachmittag:
- Stefan Haas bietet Fahrradtouren zum verpackungsfreien Laden Freikost Deinet nach Duisdorf an. Hilke und Tim haben ein Netzwerk aus lokalen Lieferanten aufgebaut und unterstützen mit ihrem Laden die lokalen Erzeuger. Bei Interesse an info@bonn-im-wandel.de schreiben oder in der Facebook Gruppe „Freikost Fans“ nachsehen.
- Außerdem kann man bei beim Gemeinschaftsgarten der Young Organics auf dem Messdorfer Feld noch mitgärtnern, bitte ebenfalls bei info@bonn-im-wandel.de melden
- Marianne Krüll hat Mitstreiterinnen gefunden, mit denen sie jetzt die essbaren Baumnüsse kartiert und auf mundraub.org veröffentlicht. Wer weiß, vielleicht gibt es demnächst Nussmus oder Öle aus lokalen Nüssen?
- Angelika sucht Mitgärtnerinnen und Fläche in Beuel, bitte melden bei angelikahuerter@web.de
- Auch Anita aus Poppelsdorf hat Unterstützerinnen für Pflanzaktionen gefunden
- Anna Guth von der Leitstelle Klimaschutz der Stadt Bonn möchte gerne mit dem Plateau vor dem Stadthaus starten. Wir drücken ihr die Daumen!!!
- Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Bonn-im-Wandel und Slow Food wird mit Unterstützung von Lutz Kosack, der die essbare Stadt Andernach mitgegründet hat, über Kooperationsmöglichkeiten mit der Stadt nachdenken zum Beispiel eine Veranstaltung zum Thema Essbares Bonn .
- VFG sucht interessierte Gärtnerinnen für eine Gemeinschaftsgarten in Mehlem. Die Beete werden kostenlos zur Verfügung gestellt und sind gut erreichbar. Bei Interesse melden bei henrichs@vfg-bonn.de
- Außerdem gibt es eine Initiative von Meine Altstadt.de, die Essbares am Frankenbad anpflanzen möchten und auf die Genehmigung der Stadt warten
Wir danken der Ermekeilinitiative, dass sie diese schöne Veranstaltung in ihren Räumlichkeiten ermöglicht hat! Weiter gehts am 01. Juni auf unserem Stammtisch im Rudolf Steiner Haus, Thomas-Mann-Straße 36. Wer weitere Aktionen plant und oder Unterstützerinnen sucht bitte einfach an info@bonn-im-wandel.de schreiben.
Essbare Stadt – was ist das eigentlich?
Eigentlich gibt es gar keine Definition für essbare Städte. Sie entstehen einfach.
- Zum Beispiel in Kassel. Aus Liebe zum Grün, alten Pflanzenarten und gutem Essen errichtete der Künstler und gelernte Gärtner Karsten Winnemuth im Jahr 2004 in Kassel eine Versuchsfläche für zukunftsträchtige Nutzpflanzen. Aus dem Projekt wurde im Jahr 2009 der Verein „Essbare Stadt e. V.“, ein Kreativlabor für eine neue Bürgerkultur. Anlässlich der 1.100-Jahr-Feier in Kassel hat die Initiative 1.100 Fruchtgehölze in ganz Kassel gepflanzt. Die Bewässerung wird meist über Baumpatenschaften organisiert, manchmal hilft auch die Feuerwehr.
- Die Transition Town Initiative in Witzenhausen wiederum hat das Mitmachprojekt „Unvergessbar Essbar“ gestartet und einen essbaren Wandelpfad durch das Städtchen Witzenhausen geschaffen, an dem sich auch Geschäftsleute mit essbaren Kübeln beteiligen.
- Ganz anders die Geschichte der Essbaren Stadt Andernach. Hier begann die Stadtverwaltung im Jahr 2010 über 100 Tomatensorten in den Burggraben zu pflanzen, im nächsten Jahr waren es Bohnen, dann Zwiebeln, und schießlich Kohl. Mittlerweile gibt es in Andernach bis 7000 Quadratmeter Gemüsefläche und eine sieben Hektar große Permakulturfläche am Rande der Stadt. An den Straßenrändern, wo wegen der Abgase besser kein Gemüse wachsen sollte, stehen Stauden. Die Bürger freuen sich, denn auf den Gemüseflächen in der Stadt gilt das Motto „pflücken erlaubt“.
- Ähnlich ist es in der Essbaren Stadt Todmorden, in Großbritannien. Die Begeisterung für ein unglaublich essbares Todmorden (incredible edible Todmorden) hat mittlerweile auch die Behörden, Schulen und sogar das städtische Krankenhaus erfasst. Auch vor der Polizeistation sieht man freundliche britische Bobbies, die Bohnen gießen. Gestartet wurde das Projekt in diesem Fall von drei Freundinnen, die guerillamäßig angefangen hatten, einfach überall auf allen öffentlichen Flächen Essbares anzupflanzen, so lange bis auch die Stadtverwaltung begeistert war.
- Essbare Städte können tatsächlich auch zur Verbesserung der lokalen Nahrungsversorgung beitragen. Der London Food Board, ein Gremium aus unterschiedlichsten Organisationen verfolgt derzeit das Projekt „Feed a million„. In Urbanen Gärten, Schulen, auf Dächern und lokalen Farmen von London sollen demnächst täglich eine Millionen Mahlzeiten wachsen.
Text und Fotos: Gesa Maschkowski
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