In einer Pressekonferenz mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner haben zwei Bürgerinnen und das Team von Bonn4Future ihren 150-seitigen Klima-Aktionsplan präsentiert. Bonn soll unter anderem zur „15-Minuten-Stadt“ werden.
Während die globalen Klimaverhandlungen in Ägypten stocken, legten die Bürger:innen des vierten Bonn4Future-Klimaforums heute ihren Aktionsplan für eine klimaneutrale und lebenswerte Stadt vor. Die Ergebnisse wurden zwei Monate lang aufwendig aufbereitet. „Hier drin steckt das Herzblut und die Ideenvielfalt der Bonner Stadtgesellschaft – so können wir es tatsächlich schaffen,“ unterstreicht Carola Simmer die Bedeutung der Ergebnisse. Die 40jährige Simmer und Julia Hoos sind zwei der hundert Teilnehmenden des letzten Klimaforums. Gemeinsam mit dem Projektteam von Bonn4Future präsentierten die beiden den Klima-Aktionsplan nun der Öffentlichkeit.
36 Aktionspläne – von lebenswerten Veedeln zu mehr Zeit fürs Klima
Der Klima-Aktionsplan der Bürger:innen ist das große Finale der Bonn4Future-Klimaforen. Er besteht aus 36 einzelnen Aktionsplänen in sieben zentralen Themenfeldern wie Mobilität, Wohnen, Landwirtschaft und Ernährung oder Kulturwandel. Jeder Aktionsplan besteht aus einem Ziel für das klimaneutrale 2035, Meilensteinen und ersten wichtigen Schritten, mit denen es sofort losgehen kann. Die Teilnehmende Katja Höreth beispielsweise hat am Teilplan „Lebenswerte Veedel“ mitgearbeitet. Dieser beschreibt, wie die Grundversorgung für alle Bonner:innen innerhalb von 15 Minuten fußläufig erreichbar sein soll: „Das würde mehr Inklusion, eine lebenswertere Stadt und eine Stärkung der Stadtteile bedeuten. Wichtige erste Schritte wären, geeignete Viertel zu identifizieren, den täglichen Bedarf der Bewohner:innen zu ermitteln und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Außerdem braucht es Platz für Begrünung sowie sichere klimaneutrale Fortbewegungsmittel.“
Im Aktionsplan „2 Stunden pro Woche fürs Klima“ nehmen die Bürger:innen eine weitere zentrale Herausforderung der kommenden Jahre in den Fokus: Es braucht mehr verfügbare Zeitressourcen, um den Wandel wirksam mitgestalten zu können. Der Aktionsplan sieht vor, dass innovative Arbeitgeber:innen in den kommenden Jahren in Kooperation mit städtischen Initiativen wöchentliche Arbeitszeit für persönliches Engagement für den Klimaschutz zur Verfügung stellen.
Erste Schritte: Aktivierungskampagnen und Transformationsbüros
Zu den wichtigsten Maßnahmen, die jetzt sofort beginnen müssten, gehören auch aktivierende Bildungskampagnen für den Wandel zur klimaneutralen Stadt. Die teilnehmenden Bürger:innen empfehlen beispielsweise die Ausbildung von Multiplikator:innen für klimaneutrales Wohnen. Diese sollen die Mieter:innen und Vermieter:innen an einen Tisch bringen. Vor Ort im Quartier brauche es niedrigschwellige Anlauforte wie Transformationsbüros und -manager:innen, die Wissen bündeln und Zusammenarbeit und Veränderung unterstützen.
„Die Bonner Klimakonferenzen haben ganz deutlich gezeigt, dass die Energie zur Veränderung da ist. Wandel lässt sich weder allein von oben noch allein von unten gestalten. Vielmehr geht es hier um ein gegenseitiges Befähigen und ein Miteinander, damit klimaneutral das neue Normal wird.“, stellte die 28jährige Julia Hoos fest.
Es kann jetzt mit den ersten Schritten losgehen
Mitinitiatorin Dr. Gesa Maschkowski schlussfolgert: „Ich freue mich sehr, dass der Bonn4Future-Ansatz erfolgreich war: Wenn es verständliche Informationen gibt und einen guten Rahmen der Zusammenarbeit, dann kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen zu guten Lösungen. Die Bürgerinnen und Bürger haben auch klar gemacht, dass die Klimawende schon heute vor Ort beginnen kann. Jetzt beginnt ein neues Kapitel: Über 200 wichtige erste Schritte müssen nun gesichtet werden. Zum Beispiel: Wie viele Flächen können wir entsiegeln, wie viele Dächer begrünen, wo neue Stadtteilzentren einrichten? Es braucht jetzt Zeit und Mut das anzugehen.“
Oberbürgermeisterin Katja Dörner drückte bei der Vorstellung des Aktionsplans ihre Wertschätzung für Bonn4Future aus: „Auf den vier Klimaforen dieses bislang einmaligen Prozesses der Mitwirkung von Bonner Bürgerinnen und Bürgern haben mich das Engagement, die Kreativität und die Ernsthaftigkeit der Teilnehmenden sehr beeindruckt und bewegt. Es wurde deutlich: Die Bonner*innen sind hochmotiviert, an unserem Weg zu einer klimaneutralen Stadt mitzuwirken. Dieser Teamgeist ist von unschätzbarem Wert, denn nur gemeinsam können wir unser ambitioniertes Ziel erreichen. Die Ergebnisse der vorangegangenen Klimaforum sind in Teilen bereits in den Klimaplan 2035 der Stadtverwaltung eingegangen. Auch mit den Ergebnissen des vierten Klimaforums werden wir uns auseinandersetzen und geeignete Maßnahmen im Rahmen des Klimaplans in die Umsetzung bringen.“
Auf drei Säulen zur klimaneutralen Stadt
Nach einer ersten Diskussion der Ergebnisse mit der Stadtverwaltung und Präsentation im Ausschuss für Umwelt, Klima und Lokale Agenda wird das Team von Bonn4Future den Klima-Aktionsplan in den kommenden Monaten mit Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft diskutieren. Im Frühjahr 2023 wird die Stadtverwaltung eine Vorlage mit Empfehlungen in den Rat einbringen. Dabei sind die Ergebnisse und Empfehlungen aus dem Verfahren Bonn4Future ein sehr wichtiger Beitrag auf dem Weg zum klimaneutralen Bonn. Hier haben Bürger:innen zwei Jahre erarbeitet was sie brauchen, damit sie die große Transformation mitgestalten. Denn über 50 % der Emissionen müssen sie verringern. Der Klima-Aktionsplan zum Online-Entdecken: www.bonn4future.de.
In diesem Jahr hat die Stadtverwaltung mit dem „Bonner Klimaplan 2035“ eine Gesamtstrategie zur Erreichung der Klimaneutralität erarbeitet, die im Dezember in die politische Beratung eingebracht wird. Mit dem Projekt „Klimaneutraler Konzern“ wird der Weg der städtischen Eigenbetriebe und Beteiligungen wie den Stadtwerken und Bonnorange zur Klimaneutralität definiert und in den Gesamtprozess eingebunden.
Über Bonn4Future
Das Mitwirkungsverfahren „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ wurde von dem Verein Bonn im Wandel initiiert und entwickelt. Die Stadtverwaltung unterstützte das Verfahren von Beginn an in besonderer Weise. Ende 2020 beschloss der Stadtrat mit großer Mehrheit die finanzielle Förderung und personelle Unterstützung. Das Projekt ist in dreierlei Hinsicht besonders: Es ist das bisher umfangreichste Bonner Beteiligungsverfahren, das erste aus dem Herzen der Zivilgesellschaft und es wird in enger Kooperation mit der Stadt Bonn umgesetzt. In vier großen Klimaforen erarbeiteten die Bürger*innen gemeinsam mit Akteur*innen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sowie Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und städtischer Betriebe einen Klima-Aktionsplan für eine lebenswerte und klimaneutrale Stadt.
Pressekontakt:
Alex Wernke
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