Geburtsstunde der SoLaWi in Bonn: Impressionen vom Gipfeltreffen 2.0

Am 6. April ungefähr um 14:00 Uhr war es soweit. Zum ersten Mal haben sich fast alle Mitglieder der frisch gegründeten solidarischen Landwirtschaft auf Gut Ostler getroffen, zur Vollversammlung, gewissermaßen. Plötzlich waren sie da: Junge und Alte, Singles, Kinder, Eltern,.. mindestens 100 Menschen haben sich auf dem Hof getroffen. Sie kamen aus unterschiedlichen Richtungen, Zusammenhängen und Beweggründungen und haben sich zusammengetan, damit ein großes Gemeinschaftsprojekt Wirklichkeit wird. Der Traum von einer Lebensmittelerzeugung, in der die Landwirtschaft und die Menschen, die diese Arbeit tun, wieder wertgeschätzt werden. Eine Lebensmittelerzeugung, die uns ein Stück unabhängiger macht von globalen Märkten, hochverarbeiteten und verpackten Produkten und langen Transportwegen. Ich war überwältigt von den vielen Menschen, ihrem Engagement, ihrer Freude, hätte am liebsten gleich mit jeder und jedem geredet: „Warum machst du mit? Was sind deine Hoffnungen?“ Zum Glück war Andi Rüther mit seiner Kamera dabei und hat ein paar Stimmen eingefangen (Klick aufs Bild):

SoLaWi- in einem Wort?

SoLaWi in einem WortDie Mitglieder beteiligen sich jetzt für ein Jahr mit einem individuellen monatlichen Beitrag an den Betriebskosten des Hofes. So kann der Hof Arbeitskräfte beschäftigen, Anschaffungen machen und die Gemüseproduktion wieder ausweiten. Sie packen auch mal mit an, wenn Hilfe gebraucht wird. Bei den ersten Arbeitseinsätzen letzte Woche haben über 20 Menschen mitgemacht. So waren in Windeseile Gewächshäuser ab- und wieder aufgebaut, Kompost verteilt und Pflanzen gesetzt. Auch die Verteilung der Ernte organisieren die SoLaWisten gemeinsam.

 Startschwierigkeiten durch Kälte

Foto: Andi Rüther
Foto: Andi Rüther

Der kalte März und April macht allerdings nicht nur den Spargelbauern Sorgen, auch die ersten Lieferungen der SoLawi werden wegen Kälte schlichtweg ausfallen. So gab es zum Start der SoLaWi-Saison für alle erst einmal ein großes Paket Weizen, Salat und Wurst aus der „Vor-SoLaWi-Zeit“. Wenn jetzt die Temperaturen steigen, dann muss die SoLaWi gut 6 Wochen aufholen, es müssen so viele Pflanzen wie möglich in die Erde. Vielleicht ist die Kälte schon auf den Klimawandel zurückzuführen, liest man im Bonner General-Anzeiger. Die SoLaWi wird daraus lernen, sich im nächsten Jahr anders darauf vorbereiten, zum Beispiel mit. Einmachen und Konservieren, was im Sommer so reichlich anfällt und damit für den nächsten Winter vorsorgen. Ohnehin wird das ganze Jahr ein intensives Lernjahr. Das Modell ist zukunftsfähig, sowohl für den Hof, also auch für die Verbraucher. Anders als die industrielle Lebensmittelproduktion und Verarbeitung, die nur funktioniert, solange es noch preiswerte fossile Rohstoffe gibt und solange die Umweltkosten der Allgemeinheit aufgebürdet werden.

Handeln statt labern

„Bonn im Wandel, das ist doch was Offizielles, die bekommen doch bestimmt Fördergelder“, meinte eine Teilnehmerin. Nein, Bonn im Wandel ist nichts Offizielles. Bonn im Wandel, das sind Menschen, die träumen von einer Stadt, die zukunftsfähig ist, fair ist, gesund, enkeltauglich, solidarisch mit uns und dem Rest der Welt. Eine Stadt, die Natur und Mensch beschützt und sich fit macht für die Herausforderungen des Klimawandels und dem Ende der fossilen Ressourcen. Wir haben angefangen, unsere Träume umzusetzen, jetzt, in unserer Freizeit, mit nichts als Engagement, Know-How, Gemeinschaft und einem guten Netzwerk. Das SoLaWi-Projekt ist eines von mehreren „Bonn-im-Wandel“- Projekten, die im vergangenen Jahr gestartet sind. Es war gutes Stück Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes, mit vielen, vielen Gruppentreffen, Diskussionen, Infoveranstaltungen, Newslettern, Zeitungsartikeln, Gesprächen und viel Organisationsaufwand. Ein Jahr, das sich gelohnt hat, jede Stunde, jede Minute, denn am Samstag haben wir die erste SoLaWi in Bonn geboren, mit mindestens 80 tollen Taufpaten.

Foto: Andi Rüther
Foto: Andi Rüther

Weitere Infos

  • Einige wenige Mitglieder, kann die SoLaWi noch aufnehmen. Wer mehr über Regeln und Selbstverständnis wissen will und sich anmelden will findet alle Informationen in diesem Artikel.
  • Und hier noch ein Link-Tipp von Christiane Süverkrüp, die uns schon mit vielen tollen Rezepten versorgt hat: Passend zur ersten Lieferung ein kostenloses Getreidekochbuch

Gesa Maschkowski

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert