Tiefenökologie – Handeln aus Verbundenheit – Einführungsabend und Tagesworkshop

Täglich prasseln bedrohliche Nachrichten auf uns ein. Wie geht es mir persönlich damit und wie können wir als Gesellschaft damit umgehen? Welche Zukunft wünsche ich mir überhaupt für mich, die Welt und auch meine Kinder? Und wie hängt das, was mich in meinem Leben bewegt, zusammen mit dem Großen Ganzen? Wovor habe ich Angst, was macht mich wütend und wie kann ich diese Gefühle als Antrieb und Kraftquelle nutzen? Diese und viele andere Fragen stehen im Zentrum der Tiefenökologie. Bonn im Wandel lädt ein zu einem
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Einführungsabend

Mittwoch, 8.März, 19.30 im Rudolf Steiner-Haus, Thomas-Mann Straße 36, 53111 Bonn, und einem

Tagesworkshop

Samstag, 6. Mai, 10-18 Uhr ebenfalls im Rudolf Steiner-Haus

Beide Veranstaltungen können unabhängig voneinander besucht werden. Für den Tagesworkshop bitten wir um vorherige Anmeldung an
info@bonn-im-wandel.de und einen Unkostenbeitrag von 30-50 Euro.

Referenten: Christiane Kliemann und Janosch Sbeih
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Was ist Tiefenökologie?

Der Begriff Tiefenökologie wurde in den 70er Jahren durch den norwegischen Philosophen und Umweltaktivisten Arne Naess geprägt, der „tiefe Fragen an das Leben stellen“ wollte, um herauszufinden, warum die Welt so ist, wie sie ist, und warum Menschen so handeln, wie sie handeln. Dem stellte er die „oberflächliche Ökologie“ gegenüber, die vor allem Symptome betrachtet und die Ursachen außer Acht lässt. Naess ging es dabei um die Entwicklung eines „ökologischen Selbst“; einer Art erweiterter Identität, die, ausgehend von der Identifikation mit nahe stehenden Personen, immer weitere Kreise zieht, bis sie schließlich die ganze Welt mit einschließt.

Auf der Basis von ganzheitlicher Wissenschaft, Psychologie und spirituellen Traditionen hat die amerikanische Aktivistin und Systemtheoretikerin Joanna Macy dieses theoretische Konzept um praktische Übungen erweitert. „Die Arbeit, die wieder verbindet“, wie Macy es jetzt nennt, will nicht nur begreiflich sondern auch erfahrbar machen, dass alles miteinander verbunden ist: Dies kann Kraft und Hoffnung geben und zu mutigem Handeln inspirieren, wie Macys Erfahrungen mit Tausenden Menschen weltweit zeigen.

Die Zeit des „großen Wandels“

Macy sieht die Zeit, in der wir momentan Leben, als eine des großen Wandels, in der die Menschheit vor nie zuvor da gewesenen Herausforderungen steht: Bedrohungen wie Klimawandel, Artensterben, die Zerstörung von Wäldern und Böden, die Versauerung von Ozeanen und auch die zunehmenden sozialen Konflikte führen uns vor Augen: die Welt, wie wir sie kannten, geht unwiederbringlich zu Ende. Vielleicht ist sogar die Menschheit selbst vom Aussterben bedroht.

Gleichzeitig verfügen wir über ein nie da gewesenes Wissen und unzählige Möglichkeiten, die menschliche Zivilisation von einer lebenszerstörenden in eine lebenserhaltende umzuwandeln. Neuere Erkenntnisse z.B. aus der allgemeinen Systemtheorie und Quantenphysik widerlegen das mechanistische Weltbild und bestätigen, was alte spirituelle Traditionen längst wussten: Dass die Welt aus einem Netzwerk von Beziehungen und lebendigen Systemen besteht, die alle durch den Fluss von Energie und Information miteinander verbunden sind. Einem Netzwerk, das in über 4 Milliarden Jahren Erdgeschichte entstanden ist, sich über die Jahrmillionen immer weiter verfeinert hat und über große Selbstregulierungskräfte verfügt, die wir unterstützen können.

Warum wissen wir so viel und tun so wenig? Gefühle als Wegweiser

Für Macy ist die Verdrängung unseres Schmerzes um die Situation der Welt eine Hauptursache für den Widerspruch zwischen menschlichem Wissen und Handeln. Genauso wie körperlicher Schmerz ein lebenswichtiges Feedback für uns ist, bestimmte Dinge zu unterlassen, ist auch emotionaler Schmerz ein notwendiges Feedback an uns selbst und die Menschen um uns herum. Lassen wir ihn nicht zu, ist das gesamte Netz von Informationen abgeschnitten, die für eine Selbstregulierung unerlässlich sind.

Tiefenökologie bietet einen Raum, die verschiedensten Gefühle in uns zu benennen, zu spüren und die Erfahrung zu machen, dass wir daran nicht zerbrechen, sondern Kraft gewinnen. Langsam entsteht ein neues Bewusstsein für das Ganze, das uns die Verantwortung übernehmen lässt für uns selbst und das, was in der Welt geschieht.

Welche Geschichte will ich erzählen?

Um die eigene Rolle in dieser Zeit des Umbruchs zu finden, kann es sehr hilfreich sein, immer wieder zu fragen, welche Geschichte ich mit meinem Leben erzählen und weitergeben möchte. Geschichte meint hier nicht eine erfundene Erzählung, sondern die Art und Weise, wie wir Ereignisse, die wir erleben und beobachten, in einen größeren Sinnzusammenhang stellen. Was unsere Vorstellung von unserer Zukunft angeht, können wir drei Geschichten beobachten, die gleichzeitig erzählt werden, je nach eingenommener Perspektive.

Da ist einmal die Geschichte des „Weiter so wie bisher“, die auf Wirtschaftswachstum, Konsum und Status aufbaut und dem hauptsächlichen Lebensziel folgt, es weit zu bringen. Die Probleme anderer Menschen, Nationen und Arten werden als davon unabhängig wahrgenommen oder ausgeblendet.

Dann ist da die Geschichte des „fortschreitenden Zerfallsprozesses“, die den Fokus auf Umweltkatastrophen und Kriege richtet und die Situation der Welt als ausweglos ansieht.

Und schließlich ist da noch die Geschichte des großen Wandels, die von den vielen Gruppen und Initiativen erzählt, die sich hier und jetzt in den unterschiedlichsten Bereichen für eine lebensfördernde Kultur einsetzen. Paul Hawken, Autor von „Wir sind der Wandel“ hat mehr als eine Million Organisationen weltweit ausgemacht, die sich für ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit einsetzen – und sie werden täglich mehr.

Tiefenökologie möchte Mut machen, Teil der Geschichte des großen Wandels zu werden. Ganz wichtig dabei ist jedoch: sie ist keine Ideologie und liefert deshalb weder Patentrezepte, noch ultimative Wahrheiten. Sie öffnet vielmehr neue Erfahrungsräume, indem sie fragt, was und wer wir sind, woher wir kommen, wo unser Platz im größeren Zusammenhang des Lebens ist und was unsere Verantwortung in diesen Zeiten sein kann

5 Antworten auf „Tiefenökologie – Handeln aus Verbundenheit – Einführungsabend und Tagesworkshop“

  1. Das Thema spricht micht sehr an und ich kann leider nicht verstehen, warum die meisten Menschen um mich herum so anders denken und handeln.
    Trotzdem gehe ich meinen Weg weiter im Bewusstsein, es richtig zu machen.
    Leider hat der Einführungsabend schon stattgefunden, mal sehen, ob ich mich noch zum Workshop anmelde.

    1. Liebe Martina, ja, leider denken und handeln viele Menschen anders. Vielleicht würde sich das ändern, wenn sie sich ihrer verdrängten Gefühle bewusst würden. Gleichzeitig gibt es aber immmer mehr Menschen, die sich für einen sozial-ökologischen Wandel einsetzen, und das macht Hoffnung

  2. Ich lebe schon seit langem die „Geschichte des fortschreitenden Zerfalls“ und bin damit sehr unglücklich und depressiv. Ich möchte zu dem Workshop am Samstag kommen, auch wenn ich schon viele vergebliche Versuche gemacht habe, die „Geschichte des großen Wandels“ mir selbst zu erzählen und mit anderen zu leben. Vielleicht gehört dazu eben auch, immer wieder einen Versuch zu machen!
    Schickt mir bitte eine Bestätigung der Anmeldung.
    Marianne

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